Umwelt und Naturschutz

Reinhold Pix: Notfallplan Wald schnell umsetzen - Parteibuch darf keine Rolle spielen

Der forstpolitische Sprecher der Landtagsgrünen Reinhold Pix appelliert an Agrarminister Hauk, seinen angekündigten Notfallplan Wald schnellstmöglich umzusetzen. „Jeder Tag zählt: Ein sterbender Wald ist nicht mehr Kohlenstoffspeicher, sondern im Gegenteil. Er wird selber zum Emittenten von klimaschädlichem Treibhausgas.“ Der Minister könne dabei grundsätzlich mit der Unterstützung der Grünen rechnen, versichert Pix dem Minister.

Scharf kritisiert Pix, dass beim Wald-Krisen-Treffen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vor wenigen Tagen im sächsischen Moritzburg ausschließlich Forstminister aus CDU-Häusern geladen waren. „Unsere Wälder befinden sich durch den Klimawandel und seine Folgen in einem alarmierenden Zustand - und zwar in allen Bundesländern. Wir brauchen eine kollektive Anstrengung und ein umfassendes Konzept. Das Parteibuch darf bei der Rettung des Waldes keine Rolle spielen.“

Der Grüne Forstexperte betont, dass in Baden-Württemberg unter der grün-geführten Regierung eine gute Grundlage für eine nachhaltige, klimatolerante Waldbewirtschaftung gelegt worden sei. Hierzu gehöre unter anderem das Einführen der FSC-Zertifizierung 2014, das Erarbeiten und die Umsetzung der Waldnaturschutzstrategie, die Richtlinie landesweiter Waldentwicklungstypen (WET) und der Buchenwald-Erlass.

Dringend geboten sei jetzt aber die konsequente Beschleunigung des Waldumbaus hin zu klimatoleranteren Mischwäldern. „Im Fokus steht die Entwicklung stabiler Waldökosysteme, die im Vergleich zu Monokulturen toleranter gegenüber Extremwetterlagen und Schädlingsbefall sind.“ Finanzielle Soforthilfen insbesondere für private Waldbewirtschaftende sollten schnell auf den Weg gebracht werden, etwa als Förderung für das Aufarbeiten der Schäden und die Wiederaufforstung. „Klar muss sein: Eine Förderung macht nur dann Sinn, wenn damit klimastabile, tolerante Wälder aufgebaut werden. Das muss die Bedingung sein.“

Gleichzeitig müssen laut Pix die Anstrengungen verstärkt werden, für Laubbaumarten, die in Zukunft einen größeren Flächenanteil einnehmen werden, ökonomisch und ökologisch sinnvolle Verwertungen zu finden. „Hier haben wir noch Nachholbedarf. Das Etablieren eines sogenannten ‚Technikum Laubholz‘ wäre ein erster, zentral wichtiger Schritt und ein zukunftsweisendes Projekt.“

Pix fordert, dass die bisherigen Bewirtschaftungsformen, die häufig die Rentabilität in den Mittelpunkt stellen, im Zeitalter des Klimawandels und des massiven Verlusts der Artenvielfalt auf den Prüfstand gestellt werden müssten. „Der Balance aus Ökonomie und Ökologie muss eine höhere Bedeutung zukommen.“

Eine personelle Verstärkung der Forstverwaltung ist für Pix unabdingbar. „Auf Dauer gesehen wird der Waldumbau nur gelingen, wenn die Forstverwaltung auf allen Ebenen Personalzuwachs erfährt. Dies insbesondere, nachdem sie im vergangenen Jahrzehnt durch die Verwaltungsreform massive Personalkürzung erfahren hat.“

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) sollte bezüglich der den Klimawandel betreffenden Forschungsfelder deutlich gestärkt werden, sagt Pix weiter. Darüber hinaus sollte dort interdisziplinär ein „Krisenplan“ entwickelt werden, um für die Zukunft gut gewappnet zu sein. Ziel sei es, ein effizientes, landesweites Risikomanagement zu etablieren, das bei Schadereignissen wie Schädlingsbefall oder Waldbrand eine Koordination aller betroffenen Bereiche effektiv ermöglicht. „Insbesondere mit Waldbränden ist in Zukunft vermehrt zu rechnen, hier brauchen wir tragfähige Konzepte.“