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Grüne rechnen mit baldigem Auftauchen des Wolfs in Baden-Württemberg

"Der Wolf ist wahrscheinlich schon im Ländle - nur unentdeckt", vermutet der grüne Landtagsabgeordnete Markus Rösler, naturschutzpolitische Sprecher seiner Fraktion. "Beim 1. Wolfs-Symposium in Baden-Württemberg 2009 hieß es, das nächste Wolfsrudel sei 300 km entfernt. Fünf Jahre später sind es maximal 60 km Entfernung bis zu bestehenden Wolfsrudeln in den Vogesen und insbesondere bei Chur in der Schweiz. Da Wölfe auf ihren Streifzügen oft mehr als 20 Kilometer in einer Nacht zurücklegen, ist der Weg bis nach Baden-Württemberg in nur wenigen Nächten zu schaffen", so Rösler. Sowohl das Rudel in den Vogesen als auch das Rudel in der Schweiz hatten 2013 erstmals erfolgreich Jungwölfe großgezogen. Rösler hatte in einer parlamentarischen Anfrage Position und Maßnahmen des in Baden-Württemberg zuständigen Ministeriums Ländlicher Raum und Verbraucherschutz erfragt. Rösler: "Das Ministerium hat bestätigt, dass es in den letzten 20 Jahren in Deutschland keinerlei gefährliche Begegnung mit Wölfen in Deutschland gab, obwohl inzwischen rund 150 Wölfe in Deutschland umherstreifen.“ Auch in Baden-Württemberg sei in naher Zukunft mit der Sichtung eines Wolfes zu rechnen. Die Tiere verbreiteten sich – so Rösler - sehr viel schneller als gedacht - und sie seien extrem heimlich. Der letzte Wolf Württembergs wurde 1847 im Bereich Stromberg erlegt, der letzte Wolf Badens wurde 1866 bei Zwingenberg im Odenwald geschossen. "Der Erstnachweis für einen Wolf in Baden-Württemberg kann praktisch im ganzen Land stattfinden - das ist eher dem Zufall geschuldet.“ Wolfspaare oder gar Rudel hingegen erwartet Rösler am ehesten für die ehemaligen oder bestehenden Truppenübungsplätze auf der Schwäbischen Alb oder dort, wo die letzten Wölfe geschossen wurden - also im Stromberg-Heuchelberg oder im Odenwald. „Die Nachbarschaft von Wolf und Mensch ist sehr gut möglich und wird in vielen europäischen Nachbarstaaten vorgelebt“,  sagt Rösler, der selbst ein Dutzend Wolfsgebiet in ganz Europa bewandert hat – „leider ohne auf Wölfe zu treffen“. Die Wolfsnahrung in Sachsen besteht zu über 90 Prozent aus Rehen, Rothirschen und Wildschweinen. Sollte Isegrim Schafe oder Ziegen erbeuten, erhalten die Schäfer in den meisten europäischen Staaten den Schaden ersetzt. „Auch in Baden-Württemberg ist bereits ein Ausgleichsfonds Wolf eingerichtet, der die Halterinnen und Halter von Weidetieren für verursachte Schäden ausgleichen würde. Baden-Württemberg ist auf die Rückkehr des Wolfes also gut vorbereitet“. Ein "Handlungskonzept Wolf" umfasst einen Handlungsleitfaden Wolf sowie den von Naturschutz- und Jagdverbänden mit Unterstützung des Landes getragenen Ausgleichsfonds Wolf. Sobald der erste Wolf nachgewiesen wird, stehen 10.000 Euro zur Verfügung. Die Verwaltung des Ausgleichsfonds übernimmt bis 2018 der NABU Baden-Württemberg. Rösler lobt in diesem Zusammenhang die vorbildliche Zusammenarbeit von Schäfern, Naturschutzverbänden und Jägern im Land: "Es kommen sogar Vertreter anderer Bundesländer, in denen schon Wolfsrudel existieren, wegen der hier im Land herrschenden kollegialen und sachlichen Atmosphäre. Ich bin überzeugt, dass diese Kooperation auch trägt, wenn der Wolf tatsächlich aktiv im Land unterwegs ist.“