Agrarpolitik und Ernährung | Umwelt und Naturschutz | Rubriken | Wirtschaft und Arbeit | Bauen und Wohnen | Digitales, Datenschutz und Medien | Gesundheit und Pflege | Sicherheit und Justiz | Kunst und Kultur | Artikel-Typ

Erhalten, was uns erhält

Mit dem Nationalpark Schwarzwald hat Grün-Rot ein unberührtes Stück Natur unter Schutz gestellt - das zahlreiche Touristen in die Region lockt.

©Daniel Naupold/dpa

Welche Bedeutung hat der Naturschutz in Baden-Württemberg? Wir haben den Naturschutz ins Zentrum der Politik gerückt und von seinem Nischendasein befreit. Das tun wir, weil wir ihn als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe sehen. Es geht beim Schutz von Wäldern, Boden, Wasser, Luft und biologischer Vielfalt schlicht um unsere Lebensgrundlagen. Wir wollen erhalten, was uns erhält. Das verknüpfen wir auch mit anderen gesellschaftlichen Interessen – und verzahnen etwa Naturschutz mit Tourismus. Der Erfolg des Nationalparks Schwarzwald zeigt das deutlich. Das Land hat seinen eigenen Staatswald zur Verfügung gestellt, um einen Raum zu schaffen, in dem das Motto gilt „Natur Natur sein lassen“. Bis 2020 wollen wir insgesamt zehn Prozent der gesamten Staatswaldfläche aus der Nutzung zu nehmen und so als Rückzugsräume zu sichern. Im Nationalpark stellen wir schon nach zwei Jahren fest: Sehr viele Menschen sind neugierig auf dieses „wilde“ Stück Natur. Bürgermeister, Gemeinderäte und Verschönerungsvereine, Schwarzwald- und Alpenverein kooperieren mit dem Nationalpark. Er hat die Menschen überzeugt und ist fest verankert in der Region. Das Projekt steht auch für eine nachhaltige Herangehensweise. Wir begreifen Naturschutz nicht wie unsere Vorgänger als kleinteiliges Beiwerk. Wir denken langfristig und vernetzt. Worin zeigt sich die Strategie der Vernetzung? Wir haben den Naturschutzetat von 30 Millionen Euro im Jahr 2011 schrittweise auf 60 Millionen Euro im Jahr 2016 verdoppelt. Unsere 2013 vorgestellte Naturschutzstrategie beinhaltet viele innovative Elemente. Dazu gehören Stadtökologie und Naturerlebnisräume, Naturtourismus, Kooperation von Wirtschaft und Naturschutzverbänden. Wir wollen darüber hinaus einen Biotopverbund auf mindestens zehn Prozent der Landesfläche realisieren. Dazu gehören auch – ein ebenfalls innovativer Ansatz - Rohstoffabbaustätten mit ihrer hohen Artenvielfalt. Dieser Biotopverbund soll künftig bei allen anderen Planungen in der Fläche vom Straßenbau bis zur Regionalplanung integriert werden. Derzeit laufen schon die ersten von uns geförderten Modellvorhaben für die Umsetzung auf Gemeindeebene.  Wie motiviert man andere Verwaltungsebenen und Partner, sich im Naturschutz zu engagieren? Das Land sorgt für Vernetzung vor Ort. Durch eine bessere Förderung durch Grün-Rot ist die Anzahl der Landschaftserhaltungsverbände (LEV) von sechs auf 31 Verbände in 35 Landkreisen gestiegen. In den LEV arbeiten Kommunen, Naturschutz und Landwirtschaft vorbildlich und eng zusammen. Wir fördern auch die zahlreichen Stücklesbesitzer und Landwirte, die Streuobstbäume pflegen. Die pestizidfreien Streuobstwiesen sind für die Artenvielfalt im Land enorm wichtig und sie bereichern unsere Kulturlandschaft. Deswegen stellen wir bis 2020 insgesamt 10,6 Mio. Euro für den fachgerechten Schnitt der hochstämmigen Streuobstbäume zur Verfügung. Im neuen Biosphärengebiet im Südschwarzwald bringen wir Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tourismus, Handwerk, Kommunen und Naturschutz zusammen. Die Ziele des Naturschutzes erreichen wir dort auch mit den Mitteln der Wirtschaftsförderung, mit der Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Was sind die Hauptziele für die Zukunft? Die Sicherung unseres EU-weiten Naturerbes „Natura 2000“ mit den bunten Blumenwiesen steht als Pflichtaufgabe an, der wir uns gerne stellen. Nationalpark, Biosphärengebiete und Naturparke wollen wir gemeinsam entwickeln und gemeinsam touristisch vermarkten. Und den Biotopverbund wollen wir samt Generalwildwegeplan so realisieren, dass die Tiere wieder die Möglichkeit haben, sich im Land auszubreiten.