Rubriken | Mobilität | Wirtschaft und Arbeit | Bauen und Wohnen | Digitales, Datenschutz und Medien | Gesundheit und Pflege | Sicherheit und Justiz | Kunst und Kultur | Artikel-Typ

Der Zustand der Eisenbahnbrücken in Baden-Württemberg ist besorgniserregend

Die Schienenwege in Baden-Württemberg verschleißen zunehmend. Eine Anfrage des bahnpolitischen Sprechers und Nürtinger Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel brachte ans Licht, dass sich im Land 29 Prozent der Eisenbahnbrücken in einem besorgniserregenden Zustand befinden. 101 von insgesamt 3008 Brücken weisen sogar derart gravierende Schäden auf, dass sie neu gebaut werden müssen. „Wirtschaftlich betrachtet sind sie bereits verloren“, so Gastel. Er bilanziert: „Der Koloss Deutsche Bahn steht auf bröckelnden Füßen. Der Konzern und der Bund als Eigentümer müssen deutlich mehr investieren, damit der Verkehr auf der Schiene künftig noch reibungslos funktionieren kann“. Bisher laufe der Trend in die gegenteilige Richtung. Der Infrastrukturzustand verschlechtere sich dramatisch. Schon heute sind Beschränkungen wie Langsamfahrstellen unvermeidbar. Es ist laut Gastel nur eine Frage der Zeit, bis es in Baden-Württemberg bei Bahnbrücken zu häufigeren Sperrungen und Beeinträchtigungen kommt. „Dann werden sich Fahrzeiten für Reisende verlängern und der Güterverkehr muss teure Umwege fahren.“ 

Marode Eisenbahnbrücken in Baden-Württemberg

Karte Ba-Wü

:

Andreas Schwarz, stv. Fraktionsvorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Arbeitskreises Verkehr und Infrastruktur, sieht durch die bröckelnde Infrastruktur auch den Wettbewerb im Nahverkehr gefährdet. „Derzeit schreiben wir den Betrieb in den Netzen aus, die momentan noch allein von der DB Regio bedient werden. Dabei machen wir zahlreiche Qualitätsverbesserungen zur Bedingung - etwa strikte Pünktlichkeitswerte. Ob diese nach 2016 allerdings eingehalten werden können, kann derzeit nur die Bahn abschätzen“, kritisiert Schwarz. Er verweist darauf, dass das Land hohe und stetig steigende Stations- und Trassenpreise für die Nutzung der Infrastruktur an die Bahn bezahlt. 282 Millionen Euro allein in 2013. „Es ist nicht länger einzusehen, warum wir immer mehr Geld für die Nutzung einer Infrastruktur aufbringen müssen, die zusehends vergammelt“, so Schwarz. Er fordert, dass die Infrastrukturentgelte komplett in die Instandhaltung dieser Infrastruktur investiert werden. Zur dauerhaften Sicherung der Schienenwege sind laut Schwarz und Gastel mehrere Maßnahmen notwendig: „Wir brauchen in der neuen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, in der die Bundeszuschüsse an die Deutsche Bahn (DB) geregelt werden, klare Spielregeln für die Verwendung öffentlicher Gelder“, erklärt Gastel. Diese müssen künftig konsequent dorthin fließen, wo sie für den Substanzerhalt der Schienenwege am dringendsten benötigt werden und verkehrlich den größten Nutzen bringen. Schwarz fordert eine Erhöhung der Regionalisierungsmittel, die das Land vom Bund für den Schienenverkehr erhält. Diese müssten entsprechend der Steigerungen bei Stations- und Trassenpreisen sowie der sonstigen Kosten anwachsen. „Zusammen mit neuen, günstigeren Verträgen zum Betrieb auf den Strecken entstehen dann für das Land wieder Spielräume, um auch selbst in die Infrastruktur investieren zu können“, so Schwarz. Auf Bundesebene sollten die Sanierungsmittel für Infrastruktur entsprechend den Empfehlungen der Bodewig-Kommission angehoben werden. Diese hatte empfohlen, für diesen Zweck pro Jahr 7,2 Milliarden Euro zusätzlich zu investieren und dafür einen Sonderfonds aufzulegen. Besonderen Nachholbedarf sieht die Kommission bei Brücken. Alle 16 Landesverkehrsminister hatten deren Expertenempfehlungen zugestimmt. Hintergrund: Das Durchschnittsalter der Eisenbahnbrücken in Deutschland liegt bei 55,9 Jahren. Dieses Durchschnittsalter nimmt immer weiter zu (Quelle: Infrastrukturzustandsbericht 2012). Bahn-Chef Rüdiger Grube hat den Sanierungsstau zuletzt auf 30 Milliarden Euro beziffert.