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"Was treibt Menschen zur Flucht aus der Heimat?"

Berlin (dpa) - Armut, Krieg und Unterdrückung sind die Hauptgründe, warum Menschen die oft lebensgefährliche Reise in Richtung EU wagen. Fast 340 000 waren es in der ersten Jahreshälfte. Sie kommen aus Afrika, Asien oder vom Balkan. Beispiele:  AFGHANISTAN: Nach vielen Jahren des Bürgerkriegs liegen Infrastruktur und Wirtschaft des Vielvölkerstaats am Boden. Industrie gibt es kaum. Dafür floriert der Drogenhandel, die Taliban sind unbesiegt. Viele Afghanen sehen daher keine Zukunft in ihrer Heimat. IRAK: Der blutige Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten tobt seit Jahren. Hinzu kommt der Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat. Terroranschlägen und Gewalttaten fielen unzählige Menschen zum Opfer. Rund 3,7 Millionen Iraker sind auf der Flucht, davon knapp die Hälfte im eigenen Land. SYRIEN: Millionen Syrer sind auf der Flucht vor einem grausamen Religions- und Bürgerkrieg: Viele sind Flüchtlinge im eigenen Land oder gingen in den Libanon und die Türkei, wo sie mit ihren Familien zum Teil seit Jahren in Zeltstädten leben müssen.  ERITREA: Das Land am Horn von Afrika gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Präsident Isaias Afwerki regiert seit 1993 mit eiserner Faust. Oppositionelle werden ermordet oder inhaftiert. Viele junge Menschen fliehen vor dem Militärdienst.  MALI: Viele der 16 Millionen Einwohner des armen Wüstenstaates kämpfen um das tägliche Überleben. Nach einem Militärputsch hatten Islamisten 2012 den Norden erobert und waren erst von einer internationalen Truppe zurückgeworfen worden. Die Sicherheitslage bleibt prekär.  NIGERIA: Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat in Teilen des Nordostens einen Gottesstaat ausgerufen. Ihre Angriffe kosteten Tausende das Leben. 1,5 Millionen Menschen flohen vor der Miliz in andere Landesteile oder ins Ausland.   ALBANIEN: Wegen der miserablen wirtschaftlichen und sozialen Lage und des abgrundtiefen Streits der politischen Lager suchen viele Albaner traditionell ihr Glück im Ausland. Es gibt große Minderheiten in Griechenland und Italien.  BOSNIEN-HERZEGOWINA: Nach dem Bürgerkrieg (1992-1995) wurde ein Staat installiert, der durch seine komplizierten und teuren Strukturen nicht lebensfähig ist. Die in sich geschlossene Politikerkaste versorgt ihre Anhänger prächtig, während die Allgemeinheit in immer bitterere Not abrutscht.   KOSOVO: Als Ende letzten Jahres die traditionell tief verfeindeten beiden größten Parteien die Regierung bildeten, deuteten das die meisten Bürger als Absprache für noch mehr Korruption und noch stärkere Ausbeute des Staates durch die Politikerkaste. Ein besseres Leben der Bürger galt damit als chancenlos.  MAZEDONIEN: Das arme Land steckt seit Jahren in einer tiefen politischen Krise. Die wirtschaftlichen Probleme werden dadurch noch schlimmer. Die EU versucht zurzeit, zwischen den bitter verfeindeten Lagern zu vermitteln.  MONTENEGRO: Erscheint aus nicht ganz klaren Gründen noch nicht in den offiziellen deutschen Statistiken. Dabei haben nach Zählungen lokaler Experten im ersten Halbjahr 6200 Menschen Nordmontenegro meist in Richtung Deutschland verlassen. Es handelt sich um Bosniaken, die von der Regierung in Podgorica sich selbst überlassen werden.  SERBIEN: Die Mehrzahl der Asylbewerber sind Roma. Sie werden zwar diskriminiert, aber sind nicht bedroht. Allerdings haben sie auf dem Arbeitsmarkt noch weniger Chancen als die serbische Mehrheit, bei denen die Jugendarbeitslosigkeit in einigen Gebieten auch 50 Prozent übersteigt. Weitere Informationen:
[Frontex-Statistiken, S.28 ff.](
http://dpaq.de/t6ZjP)
[Frontex zu Migrantenzahlen im Juli](http://dpaq.de/t6ZjP)