Interview mit Edith Sitzmann über Besuch der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Meßstetten

Eine Delegation der Grünen Landtagsfraktion durfte am 27. November die neue Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Meßstetten besuchen, um sich vor Ort ein Bild über Situation und Abläufe der neuen "LEA" zu machen. Der Staatsanzeiger Baden-Württemberg führte dazu ein Interview mit der Fraktionsvorsitzenden Edith Sitzmann. Sie haben die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten besucht. Was hat Sie dort besonders beeindruckt? Ich war positiv überrascht. Es ist ein Gelände mit viel Platz. Sehr beeindruckt hat mich die Möglichkeit der Begegnung zwischen den Flüchtlingen und der Bürgerschaft. Und die vielen Angebote, die die Bürger machen, von 100-Worte-Deutsch über Sportangebote bis zum Ausflug für die Kinder zum Wildgehege. Haben Sie Ähnliches bei Ihrem Besuch in der LEA in Karlsruhe festgestellt? Karlsruhe habe ich im Sommer in einer Ausnahmesituation erlebt. In der Nacht zuvor waren gerade mehrere Hundert Flüchtlinge angekommen. Es war wirklich jedes Stück Rasen mit Menschen überfüllt, die zunächst mal registriert, ein Bett bekommen und mit Hygieneartikeln und Bettdecken versorgt werden mussten. In Meßstetten waren bei unserem Besuch 250 Asylbewerber untergebracht. Weitere 200 wurden für den nächsten Tag erwartet. Meßstetten muss sich zwar noch im Vollbetrieb bewähren. Aber erstmal sieht das alles sehr gut aus. Das zeigt auch, wie weit wir in kurzer Zeit gekommen sind. Im Sommer war die Situation durch kurzfristige Schließungen von Aufnahmestellen in Bayern und NRW schwierig. Jetzt haben wir eine zweite LEA und weitere stehen in den Startlöchern. Die Lebensumstände für Flüchtlinge haben sich entscheidend verbessert. Was leiten Sie aus Meßstetten an Standards für weitere LEA ab? Alle LEA sollen die gleichen guten Standards haben. Dazu gehört ein positiver Empfang der Flüchtlinge. Sie haben ja alle eine lange Odyssee hinter sich. Außerdem ist es wichtig, dass alles vorhanden ist, um das Asylverfahren voranzutreiben. Dazu gehört eine zeitnahe Registrierung, eine medizinische Untersuchung inklusive Röntgen und eine Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Zusätzlich brauchen wir eine unabhängige Sozial- und Verfahrensberatung sowie einen medizinischen Dienst jenseits der erforderlichen Eingangsuntersuchung. Darüber hinaus wünschen wir uns auch für andere LEA ein vergleichbares ehrenamtliches Engagement der Bürgerschaft. In der LEA sind die Flüchtlinge lediglich wenige Wochen. Brauchen wir auch Standards, wie die Flüchtlinge danach in den Kommunen gut integriert werden? Ich gehe davon aus, dass die Kommunen alles tun, um möglichst gute Standards bei der vorläufigen Unterbringung zu setzen, die auf die Erstaufnahme folgt. Das gilt auch für Sozialarbeit oder Sprachförderung. Letztendlich ist das Ziel, dass die Menschen die Sprache schnell lernen und die Kultur kennenlernen. Sie sollen zügig in Arbeit und Ausbildung kommen  und die Kinder in der Schule Anschluss finden. Ich habe den Eindruck, dass es überall eine große Bereitschaft gibt, alles zu tun, was möglich ist: Von Vorbereitungsklassen über Sprachförderung und Deutschunterricht bis zu Integrationsangeboten.  Das Land hat zum Beispiel  200 zusätzliche Lehrer für Vorbereitungsklassen für Flüchtlingskinder eingestellt Wo sehen Sie einen wichtigen Schwerpunkt? Von grüner Seite haben wir eine Projektgruppe Flüchtlinge innerhalb der Fraktion eingerichtet. Zentral sind für uns Teilhabe und Partizipation. Schule, Ausbildung und Arbeit sind nach dem Spracherwerb die Schlüssel zur Integration. Quelle: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg