"Leistungsfähige und gerechte Bildung"

Was ändert sich zum neuen Schuljahr? 2014/2015 werden viele Maßnahmen zur Modernisierung unseres Bildungssystems richtig greifen. Wir setzen stark auf gemeinsames Lernen, bei dem Kinder und Jugendliche so individuell wie möglich gefördert werden, so dass stärkere wie schwächere Schülerinnen und Schüler gleichermaßen profitieren. Viele Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulträger haben die Chancen dieses Ansatzes erkannt und bauen ihre Schulen zu Gemeinschaftsschulen um, die die Bildungsstandards von Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien aus einer Hand anbieten. Mit Beginn dieses Schuljahres 2014/2015 erfährt dieser Schultyp einen großen Schub. 214 Gemeinschaftschulen gehen in Baden-Württemberg an den Start – ohne dass bei anderen Schularten deswegen gespart wird. Einen weiteren großen Schritt nach vorn machen wir bei der Ganztagesbetreuung an Grundschulen und Grundstufen der Förderschulen. Nachdem wir in diesem Jahr die gesetzliche Grundlage für ein flächendeckendes Angebot geschaffen haben, werden nun 178 Ganztagsschulen das neue Konzept umsetzen. Dafür stehen bis zu 286 Lehrer-Deputate bereit. Wie sind dabei die Leitlinien grün-roter Bildungspolitik? Wir wollen ein leistungsfähiges und sozial gerechtes System. Von der Vorgängerregierung haben wir stark gegliederte Strukturen geerbt, in denen die Bildungschancen sehr ungleich verteilt waren. Der Bildungserfolg eines Kindes hing stark von seiner Herkunft und vom Geldbeutel seiner Eltern ab. Das ging vor allem zu Lasten von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und von sozial Schwachen. Diese Situation können wir uns als Land nicht leisten wir brauchen alle Köpfe. Wir wollen, dass diejenigen Schülergruppen, die im bundesweiten Vergleich bereits gut dastehen, das Bildungsniveau halten und weiter verbessern. Gleichzeitig sollen diejenigen, die früher benachteiligt waren, viel stärker gefördert werden. Gemeinschafts- wie Ganztagesangebote verbinden diese Ansprüche an ein modernes Bildungssystem. Sie zielen darauf ab, dass SchülerInnen miteinander und voneinander in gemischten Gruppen lernen. Dazu bedarf es einer intensiven individueller Förderung. Das geben wir den Lehrerinnen und Lehrern nicht einfach als Zusatzaufgabe – wir stellen mehr Deputate und Ressourcen zur Verfügung und richten auch die Lehrerausbildung entsprechend neu aus. Insgesamt haben wir bereits eine Milliarde Euro zusätzlich investiert.
Dabei ist uns wichtig, dass wir diese Entwicklung nicht von oben vorgeben. Wir setzen auf Eigenverantwortung und die Kompetenz vor Ort. LehrerInnen und Eltern können in einem weitgefassten Rahmen miteinander entscheiden, welche Form der Ganztagsbetreuung z.B. an ihrer Schule die sinnvollste ist. Veränderungen in einem sensiblen Bereich wie der Bildung unserer Kinder werden ihre volle Wirkung nur dann entfalten, wenn die Eltern sich stark einbezogen fühlen. Welche Herausforderungen stellen sich mittelfristig? Ein großes Thema wird die Inklusion sein, also das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht-behinderten Kindern. Die Schulgesetzänderung soll zum Schuljahr 2015/2016 in Kraft treten. Derzeit wird mit den Kommunalen Landesverbänden verhandelt, wie sie finanziert werden kann. Klar ist: Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und lässt sich nur umsetzen, wenn sich der Bund, das Land und die Kommunen entsprechend beteiligen. Das wird eine riesige Herausforderungen, auf die wir schon zum neuen Schuljahr mit einem Einstellungskontingent von 200 Deputaten reagieren, die für inklusive Bildungsangebote an allgemeinen Schulen zur Verfügung stehen. Für eine individuelle Betreuung braucht es in Zukunft noch weiteres zusätzliches Personal.
In Gang kommt nun auch die regionale Schulentwicklung. Damit reagieren wir auf die insgesamt sinkenden Schülerzahlen. Das wirkt sich vor Ort allerdings unterschiedlich aus. Gerade im ländlichen Raum bedarf es großer Anstrengungen, damit die Kinder möglichst nahe am Wohnort alle Angebot nutzen können. Wir geben mit der regionalen Schulentwicklung den Rahmen vor, in dem die Kommunen die Schullandschaft den veränderten Rahmenbedingungen anpassen und dabei auch die Gegebenheiten vor Ort – wie Räumlichkeiten oder ÖPNV-Anschluss – berücksichtigen. Die Dialog- und Beteiligungsverfahren starten 2014/2015. Auch die Umsetzung des Bildungsplans 2016 steht an. Damit dieser möglichst praxistauglich gestaltet ist, wenn er flächendeckend eingeführt wird, erproben wir die Inhalte vorab an vielen Modellschulen. Die Rückmeldungen aus den Schulen werden dann eingearbeitet. Ein besonderes Augenmerk richten wir in Zukunft auch auf die Gymnasien. Wo bei der Einführung des G8 Fehler von der CDU gemacht worden sind, wollen wir unbedingt nacharbeiten. Dabei geht es uns unter anderem um eine Verbesserung des Bildungsplans, des Curriculums oder der Stundenpläne. Weitere Informationen: Karte mit allen Standorten von Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg
Fragen und Antworten zur Gemeinschaftsschule
Fragen und Antworten zur Ganztagesbetreuung in der Grundstufe