Die Gemeinschaftsschule: Mehr Chancengleichheit und Durchlässigkeit

Mit dem Start der Gemeinschaftsschule löst die grün-rote Landesregierung ein zentrales Versprechen ihrer Bildungspolitik ein, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion GRÜNE, Sandra Boser. „Wir setzen ein Ziel um, für das sich die GRÜNEN seit vielen Jahren stark gemacht haben. Endlich können die Kinder in einer leistungsstarken und sozial gerechten Schule bis zur 10. Klasse von- und miteinander lernen.“, sagt Boser. „In den vergangenen Jahrzehnten schwarz-gelber Politik war das Bildungssystem in Baden-Württemberg vom Mythos der homogenen Lerngruppe geprägt. Die zwingende Aufteilung der Schülerinnen und Schüler nach der Klasse vier mit Festlegung auf einheitliche Lernniveaus wird der Vielfalt von Begabungen und den unterschiedlichen Lerntempos allerdings nicht gerecht“, sagt die Politikerin der GRÜNEN. Die individuelle Förderung und hohe Durchlässigkeit stünde dank einer neuen Lernkultur in der Gemeinschaftsschule im Mittelpunkt, sagt Boser. Das verbessere die Bildungschancen aller Kinder und trage auch zur Entkopplung von Herkunft und Bildungserfolg bei. „Die Gemeinschaftsschule wird allerdings nicht von oben verordnet. Sie wird von der Gesellschaft gewünscht, und wir ermöglichen nun ihre Umsetzung“, ergänzt Boser. Die Schulen, die zum kommenden Schuljahr starten, haben sich schon seit längerem auf den Weg gemacht und mit individuellen Lernmethoden erfolgreich gearbeitet: „Für diese Schulen ist es ein Befreiungsschlag, endlich die Akzeptanz von Seiten der Politik zu bekommen, die sie verdienen“. Damit beginne nun auch in Baden-Württemberg die Überwindung eines überkommenen Bildungssystems aus dem vorigen Jahrhundert, sagt die Bildungsexpertin der GRÜNEN. Zur Info Gemeinschaftsschulen sind leistungsstarke, integrative und inklusive Schulen, die alle Kinder, statt sie in Schulzweigen zu unterteilen, in einer gemeinsamen Schule zu ihrem individuell bestmöglichen Bildungsziel führen. Sie starten ab dem Schuljahr 2012/13. Die Schüler lernen bis zur zehnten Klasse gemeinsam und werden in ihren Begabungen gefördert. Die Kinder und Jugendlichen der Gemeinschaftsschule werden je nach persönlichem Leistungsvermögen nach den Bildungsplänen der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums unterrichtet. Dabei werden sie nicht auf ein bestimmtes Leistungsniveau begrenzt, sondern können gemäß ihrer Talente den für sie besten Bildungsplan zusammenstellen.  Grundsätzlich können sich alle allgemeinbildenden Schulen zu Gemeinschaftsschulen entwickeln. Nach Beschluss der Schulkonferenz und des Schulträgers beantragt der Schulträger beim Kultusministerium die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Hierfür muss ein überzeugendes pädagogisches Konzept vorgelegt werden. Darüber hinaus muss sich das Schulgebäude eignen und eine verlässliche Anzahl an Schülerinnen und Schülern gewährleistet sein. Die Gemeinschaftsschule ist in den Klassenstufen 5 bis 10 eine verbindliche Ganztagesschule. Sie ist in der Regel zwei- oder mehrzügig.In Ausnahmefällen kann auch eine einzügige Schule zur Gemeinschaftsschule werden. Die Klassenstärke umfasst nicht mehr als 28 Kinder, wobei in der neuen Lernkonzeption vom üblichen Klassenverband weggegangen wird und Gruppenarbeit sowie individuelle Lernzeiten einen zentralen Platz einnehmen.