Umwelt und Naturschutz

Notfallplan Wald: Landtagsgrüne fordern schnelle Überarbeitung

Reinhold Pix: Wenn wir nicht sofort reagieren, verlieren wir den Wald in Südbaden

Der Forstexperte der Grünen Landtagsfraktion Reinhold Pix fordert mehr Tempo bei der Umsetzung des Notfallplans Wald. „Unserem Wald geht es so schlecht wie noch nie. Der Notfallplan Wald muss zügig überarbeitet und auf die Erfordernisse der aktuellen Situation angepasst werden. Wenn wir nicht sofort reagieren, verlieren wir den Wald in Südbaden und Teile unseres Kleinprivatwaldes.“

Jährlich 40 Millionen Euro wurden mit Unterstützung der Grünen für die schnelle Rettung des Waldes für 2020 und 2021 on top zur Verfügung gestellt, erinnert Pix. Jeder Tag zähle: „Ein sterbender Wald ist nicht mehr Kohlenstoffspeicher, sondern wird selber zum Emittenten von klimaschädlichem Treibhausgas.“ Die Dürren der letzten beiden Jahre und das niederschlagsarme Frühjahr haben das Waldökosystem an seine Grenzen gebracht, sagt Pix. Eine Folge sei der beängstigende und noch nie dagewesene Befall mit Borkenkäfern.

Ersten Überlegungen, Waldflächen etwa in Südbaden aufzugeben, weil sie sich nicht mehr lohnend bewirtschaften lassen, erteilt der forstpolitischen Sprecher der Landtagsgrünen eine klare Absage. „Jetzt erst recht: Es gibt Mittel und Möglichkeiten – und Geld liegt bereit. Wenn das von mir vorgeschlagene Modellvorhaben im Südschwarzwald schnell in die Gänge kommt, können wir dort das Schlimmste verhindern.“ 

Die sich fortsetzende Trockenheit - gepaart mit dem fehlenden Abtransport und der fehlenden Verwertung durch die Corona-Pandemie - führen laut Pix aktuell zu einer Krise nicht gekannten Ausmaßes. „Diese trifft vor allem Südbaden und den Kleinprivatwald extrem hart.“

Bei der dringend notwendigen Überarbeitung des Notfallplans müsse konkret über die Zuweisung von Mitteln und die ausreichende personelle Ausstattung der Krisen-Hotspots gesprochen werden, fordert Pix. Neben dem Südschwarzwald müsse der Kleinprivatwald im Land in den Fokus des Krisenmanagements rücken. Der Grüne Forstexperte schlägt eine Task Force vor, die sich schnell auf Grundlage des fortgeschriebenen Notfallplans darum kümmert, „sonst verlieren wir dauerhaft Bewirtschafter“.

Eine kurzfristige personelle Verstärkung der Forstverwaltung in den ausgewiesenen Krisengebieten ist für Pix unabdingbar. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) müsse bezüglich der den Klimawandel betreffenden Forschungsfelder deutlich gestärkt werden – praxisnahe und regional angepasste Forschung sei das Gebot der Stunde.

Für Reinhold Pix ist klar: „Die ebenfalls sich in der Planung befindliche langfristige Waldstrategie muss eine Konzeption dafür sein, wie wir unsere Wälder an künftige klimatische Bedingungen anpassen. Ein Teil dieser Waldstrategie muss sein, ein effizientes, landesweites Risikomanagement zu etablieren, das bei Schadensereignissen wie Schädlingsbefall oder Waldbrand die Koordination aller betroffenen Bereiche effektiv ermöglicht. „Insbesondere mit Waldbränden ist vermehrt zu rechnen, hier brauchen wir tragfähige Konzepte.

Dringend geboten ist laut Pix die konsequente Beschleunigung des Waldumbaus hin zu klimatoleranteren Mischwäldern. „Im Fokus steht die Entwicklung stabiler Ökosysteme, die im Vergleich zu Monokulturen toleranter gegenüber Extremwetterlagen und Schädlingsbefall sind.“

Pix fordert, dass die bisherigen Bewirtschaftungsformen, die häufig ausschließlich die Rentabilität in den Mittelpunkt stellen, im Zeitalter des Klimawandels und des massiven Verlusts der Artenvielfalt auf den Prüfstand gestellt werden müssten. „Nur die Balance aus Ökonomie und Ökologie wird unsere Wälder dauerhaft ertragsfähig halten.“

Ganz konkret hat Reinhold Pix dem Landwirtschaftsminister ein Modellprojekt in der besonders betroffenen Region des Südschwarzwalds vorgeschlagen - unter Beteiligung der privaten und öffentlichen Waldbesitzer, der Forstverwaltung und mit wissenschaftlicher Begleitung durch die FVA. Thematische Schwerpunkte seien zum Beispiel waldbauliche Methoden, Wassermanagement und Wildtiermanagement.