Soziales und Gesellschaft

"Wenn ich Ministerpräsidentin wäre"

Das Girls' Day-Angebot der Fraktion stieß auch 2016 auf große Resonanz

©Fraktion

Der Girls‘ Day richtet sich an junge Frauen und Mädchen ab der 5. Schulklasse. An diesem Tag dürfen sie Unternehmen und Organisationen kennenlernen, in denen sonst vor allem Männer arbeiten. Bisher gehört auch die Politik zu diesen Bereichen. Dass sich dies ändert, ist erklärtes Ziel der Grünen. In der eigenen Fraktion sind wir mit einem Frauenanteil von 47 Prozent fast am Ziel. Unsere Besucherinnen absolvierten bei uns ein abwechslungsreiches Programm. Sie sprachen mit der Vizepräsidentin des Landtags, Brigitte Lösch, und der frauenpolitischen Sprecherin Charlotte Schneidewind-Hartnagel.  Zum Schluss diskutierten sie in einem Workshop über verschiedene Themen, die ihnen als junge Frauen wichtig sind. „Sollte es eine Frauenquote geben? Welche Vor- und Nachteile seht ihr?“ Eingehend diskutiert wird die Frage der Frauenquote von Lisa, Luna, Laura-Sophie, Ekinsu und Ann-Charlotte. Sie kommen schließlich zu dem Ergebnis, dass sie insgesamt gegen die Frauenquote sind. Obwohl diese in ihren Augen auch Vorteile hat. Die Frauenquote könne mehr Frauen in öffentliche Ämter verhelfen, stellt Luna im Namen der Gruppe fest. Sie könne ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung sein. Dabei dürfe man sie aber immer nur als Schritt auf dem Weg zum Ziel ansehen. Spätestens nachdem die völlige Gleichberechtigung erreicht sei, sollte die Quote definitiv wieder abgeschafft werden, finden die Mädchen. „Wenn die Quote eingeführt würde, wäre es ideal, wenn sich nach ein paar Jahren eine Routine einschleicht. So dass niemand mehr Vorbehalte gegenüber der Arbeit von Frauen hat“, sagt Luna. Laura-Sophie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Qualifikation der Frauen. Diese verliere durch eine Quote an Wert. Es stehe dann vor allem das Geschlecht im Vordergrund. „Dadurch werden qualifizierte Männer benachteiligt und die Gleichberechtigung wird von ihnen als Einschränkung wahrgenommen“, merkt sie an. Die Befürchtung, dass die Qualifikation der Frauen in den Hintergrund gedrängt werden könnte, ist darum der wichtigste Grund, warum die Gruppe keine Frauenquote möchte. Trotzdem betonen die Mädchen, dass gut ausgebildete Frauen bessere Chancen in der Berufswelt haben sollten. „Und dafür ist die Frauenquote vielleicht doch wichtig“, gibt Luna zu bedenken. „Was würdet ihr umsetzen, wenn ihr Ministerpräsidentin wärt?“ Die Gruppe der Ministerpräsidentinnen auf Zeit hat andere Ansichten zur Frauenquote. Melisa, Johanna, Kyla, Lydia und Lydia würden diese Quote einführen. Aber das wäre nicht ihr einziges Vorhaben. Sie haben so viele politische Ideen, dass die Zeit des Workshops dafür kaum ausreicht. So planen sie eine Bildungsreform. Außerdem wollen sie einen umweltfreundlicheren Verkehr fördern. „Wir würden den Verkauf von Elektroautos fördern und dafür sorgen, dass es mehr Aufladestationen gibt. Außerdem würden wir mehr Fahrradwege bauen lassen, so dass man auch in einer Stadt wie Stuttgart gut Fahrrad fahren kann“, sagt Lydia. Ihrer Nachbarin, die auch Lydia heißt, ist der soziale Wohnungsbau ein besonders wichtiges Anliegen. Zudem sollte unbedingt die Kennzeichnungspflicht für Polizisten kommen. „Wir sind uns alle einig, dass das kein Generalverdacht ist, sondern auch ein Schutz für die Polizisten selbst bedeutet“, betont sie. Darüber hinaus würde die Gruppe soziale Projekte langfristiger und stärker fördern. Genau wie die Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen, die sie ebenfalls ausbauen wollen.  „In welchen Situationen fühlt ihr euch anders behandelt, weil ihr Frauen seid? Spielt es in der Schule eine Rolle?“ Amelie, Jelena, Pia und Lotta stellen fest, dass Mädchen allgemein als schwächer betrachtet werden als Jungen – unabhängig davon, ob sie das auch wirklich sind. „Besonders im Fußball und Handball werden Jungs als besser angesehen“, berichtet Pia. Lotta ergänzt, dass Männer kaum gefragt würden, ob man ihnen beim Tragen schwerer Gegenstände helfen solle – bei Frauen passiere dies dagegen sehr häufig. In vielen alltäglichen Situationen, geben die Schülerinnen an, sei es überflüssig, dass Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gemacht werden. Dennoch gibt es für sie auch Situationen, in denen der körperliche Unterschied eine Rolle spielt. Zum Beispiel, wenn sie daran denken, nachts alleine in dunklen Gegenden unterwegs zu sein. „Als Mädchen traue ich mich das einfach nicht“, sagt Amelie. Als weiteren Nachteil in unserer Gesellschaft erwähnen die Schülerinnen, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger Gehalt bekommen. Außerdem merkt Jelena an: „Es wird bis heute daran festgehalten, dass Frauen den Haushalt machen sollen.“ „Arbeiten Männer und Frauen unterschiedlich? Gibt es z.B. Unterschiede zwischen Lehrern und Lehrerinnen?“ Die erste Frage bejahen Annabelle, Franziska, Charlotte und Juliane. Sie sind der Ansicht, dass die natürlichen Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der Arbeit sinnvoll eingesetzt werden könnten. „Frauen und Männer haben unterschiedliche Blickwinkel auf ihre Tätigkeit. Frauen sind zum Beispiel oft sensibler und haben mehr Einfühlungsvermögen“, sagt Annabelle. Sie ergänzt, dass Frauen im Berufsleben auch andere Ziele verfolgten als Männer, da sie eine andere Stellung in der Gesellschaft hätten. Franziska geht konkret auf Lehrerinnen und Lehrer ein und berichtet, dass sich dort die größten Unterschiede bei der Fächerwahl zeigten. Mathe und Physik würden hauptsächlich von Männern unterrichtet, während die Sprachen eine Frauendomäne seien. Dazu stellt sie fest: „Die Unterschiede zwischen den Personen hängen aber nicht wirklich vom Geschlecht ab. Hauptsächlich hat einfach jeder Mensch seinen eigenen Charakter.“