Soziales und Gesellschaft

Für ein tolerantes, buntes und vielfältiges Baden-Württemberg

Der Aktionsplan für "Für Akzeptanz & gleiche Rechte" soll das tolerante, bunte und vielfältige Baden-Württemberg einen weiteren Schritt voran bringen. Das Landeskabinett hat den Aktionsplan für eine vielfältige Gesellschaft am Dienstag, 16. Juni, beschlossen. Brigitte Lösch, in der Fraktion zuständig für die Belange von LSBTTIQ-Menschen und Mitglied im Beirat des Aktionsplans, erklärt im Interview, warum es einen Aktionsplan braucht, was drin steht und warum sich manche dagegen wehren. 1. Warum braucht es einen eigenen Aktionsplan? 2001 hat die Bundesregierung den Startschuss für die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren gelegt. Dennoch gibt es nach wie vor Vorurteile und sogar Gewalt gegen lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queeren Menschen – kurz LSBTTIQ. Gerade Diskriminierungen gehören für viele Menschen leider immer noch zum Alltag. Mit dem Aktionsplan macht die Landesregierung deutlich, dass Ausgrenzungen, Benachteiligungen und Gewalt nicht hingenommen werden. Deshalb soll der Aktionsplan Diskriminierungen wegen der sexuellen und geschlechtlichen Identität konsequent und nachhaltig abbauen. 2. Was sind wesentliche Elemente des Aktionsplans? Um Diskriminierung von der Kindheit über die Jugend bis ins Alter entgegenzuwirken, war das Herzstück des Aktionsplans ein breit angelegter Beteiligungsprozess. Es waren alle Ministerien vertreten, die kommunalen Spitzenverbände, Wohlfahrtverbände, alle vier im Landtag vertretenen Fraktionen und Betroffene. Diese Gruppe hat im Austausch zahlreiche Ideen und Vorschläge erarbeitet, um die bestehenden Ungleichbehandlungen und Ablehnung von LSBTTIQ-Menschen abzubauen. Danach wurden konkrete Schritte beschlossen: Zum Beispiel der Aufbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten, besseres Miteinbeziehen von LSBTTIQ-Jugendliche in die bestehende Jugendarbeit, Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern zum Thema geschlechtliche Identität im Schulalltag oder Aufarbeitung der Verfolgung homosexueller Menschen in Baden-Württemberg. 3. Wieso gibt es bei dem Thema auch Widerstand? Angst und Vorurteile gibt es oft, weil Wissen fehlt. Wenn es um Unwissenheit geht, kann der Aktionsplan helfen. Manche Menschen wissen es besser, wehren sich aber degegen: Heftige Vorurteile und Anfeindungen gegenüber Lesben, Schwulen, trans- und intersexuellen Menschen sind in rechtspopulistischen Kreisen weit verbreitet. Selbst Teile der CDU nutzen dieses Feld auch heute noch um ein rechtskonservatives Klientel zu bedienen. Bis 2011 kamen sexuelle Orientierung, sexuelle Vielfalt oder Regenbogenfamilien in der Landespolitik so gut wie gar nicht vor. Entsprechend viel musste nachgeholt werden. Unter anderem eben auch eine öffentliche Diskussion zu diesen komplexen Themen. Die Gegner formieren sich, um Bildungspläne und Aufklärungskampagnen mit aller Kraft zu bekämpfen. Dabei wird bewusst verwirrt und vernebelt. Mich stört nicht, dass Menschen gegen etwas demonstrieren. Das ist ihr gutes Recht. Aber wenn rund um die "Demo für Alle" unter dem Deckmantel des Schutzes von Familie und Kindern krasse Unwahrheiten gestreut werden, schürt das in der Bevölkerung unbegründete Ängste. Das ärgert mich. So kann eine Debatte in unserer Gesellschaft nur schief gehen. Leider lehnen auch heute manche Menschen alles ab, was nicht ihrer Definition von normal entspricht – ohne sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.