Durchstarten beim Nationalpark

Im Gebiet des künftigen Nationalparks im Nordschwarzwald herrscht Aufbruchstimmung. Das spürten die Abgeordneten des Arbeitskreises (AK)Ländlicher Raum und Verbraucherschutz bei ihrer Klausur im Suchgebiet für des Nationalparks. "Die Vertreterinnen und Vertreter aus Tourismus und Verwaltung wollen endlich durchstarten in Sachen Nationalpark", stellten die AK-Mitglieder fest. Es sei an der Zeit sich mit konkreten Tourismuskonzepten zu beschäftigen. "Besucher sollen sich von Beginn im Nationalpark willkommen fühlen. Dafür brauchen wir Besucherzentren und spannend konzipierte Führungen", erklärten die grünen Politiker Dr. Markus Rösler, Reinhold Pix und Dr. Bernd Murschel.  Die Landtagsabgeordneten Murschel, Pix und der AK-Vorsitzende Rösler luden zu insgesamt vier Veranstaltungen zahlreiche regionale Akteure aus der Region ein. Bei einer Wanderung im Gebiet des Ochsenkopfes waren unter anderem Kuno Kußmann, Bürgermeister aus Forbach, die zuständigen Forstbediensteten, die angrenzende Murgschifferschaft sowie Schwarzwaldverein, Freundeskreis Nationalpark und Umweltverbände vertreten. Thema war der Waldumbau im möglichen Nationalpark. Wie viele und welche Eingriffe soll es in dem Entwicklungsnationalpark geben? Und zu welchem Grad soll die Natur schon in den ersten 30 Jahren sich selbst überlassen werden? Dr. Thomas Waldenspuhl von der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg leitete diese Führung und erläuterte die international übliche Zonierung eines Nationalparks: Kernzonenflächen, die ab Beginn ohne Nutzung sein werden; Entwicklungszonen, die bis zu maximal 30 Jahre bewirtschaftet werden können, bevor sie Kernzonen werden; sowie maximal 25 Prozent Managementzonen, in denen dauerhafte Eingriffe möglich und teils sogar gewünscht sind, wie bei den beweideten Grinden. Fachleute, Politiker und Vertreter aus der Region waren sich einig: „Sollte es zu einem nennenswerten Borkenkäferbefall in den Entwicklungs- oder Managementzonen kommen, wird und muss sich die Nationalparkverwaltung intensiv um ein Borkenkäfermanagement kümmern.“ Überall wo Kommunal- oder Privatwald angrenzen, sollen mindestens 500 Meter breite Streifen Staatswald dauerhaft hierfür zur Verfügung stehen. „Allerdings sind nur etwa 20 Prozent der Fläche von intensivem Borkenkäferbefall in den ersten 30 Jahren bedroht. Zudem bestehen diese Flächen aus Dutzenden kleiner Teilflächen. Ein großflächiger Befall über Hunderte oder gar Tausende Hektar am Stück wie im Nationalpark Bayerischer Wald ist daher nicht möglich“, so Rösler. Im Anschluss trafen sich die Abgeordneten mit Touristikern: VertreterInnen der DEHOGA, Tourismus Schwarzwald GmbH sowie vom Verein der Schwarzwaldhochstraße. Der Nationalpark könne nur dann zum Erfolg werden, wenn er auf einem innovativen Marketingkonzept fuße, das hochattraktive Anziehungspunkte für Touristen beinhalte, so die VertreterInnen der Tourismus-Branche. Dafür müsse er von Beginn an mit den entsprechenden Mitteln und entsprechendem Personal ausgestattet sein. Dr. Markus Rösler stimmte zu: „Der Nationalpark soll von Beginn an ein Anziehungspunkt werden und alle Gäste begeistern. Es darf nicht passieren, dass die BesucherInnen im ersten Jahr nach Start des Nationalparks enttäuscht werden. Dies würde immense Imageschäden bedeuten. Daher werden wir uns für eine schnelle und angemessene Personalausstattung einsetzen.“ Zu einer Abendveranstaltung hatten die grünen Landespolitiker Bürgermeister und Landräte der in der Gebietskulisse liegenden Kreise und Gemeindekreise eingeladen. Einig waren sich Bürgermeister wie Landespolitiker, dass die dem Nationalparkprojekt bisher skeptisch gegenüberstehenden BürgerInnen durch intensive Informationsarbeit und weitere Beteiligung mit ins Boot geholt werden müssen. Wichtig sei die Botschaft, dass es keine Zäune und keine Eintrittsgebühren gäbe. Bestehende markierte Wege inklusive des Westweges sollen erhalten bleiben, ein Betreten sogar der Kernzone in Teilen sei weiterhin möglich. Wichtig sei zudem, dass sich sowohl das Land als auch die Kreise und Kommunen mit eigenen Ideen und Projekten einbringen. Das Fazit der grünen Landespolitiker: „Das Interesse aller Beteiligten an einem Austausch zum Thema Nationalpark ist sehr groß. In der Region gibt es viele engagierte Kräfte, die es jetzt zu bündeln gilt, um den Nationalpark schnell zum Erfolg werden zu lassen“, so Dr. Markus Rösler.  Runder Tisch mit der Holz- und Sägeindustrie: Gemeinsam für eine starke Zukunft Über 30 VertreterInnen aus der Holz- und Sägeindustrie kamen tags darauf nach Dornstetten, um unter Moderation des forstpolitischen Sprechers Reinhold Pix über die Zukunft des Nordschwarzwaldes zu diskutieren. Mit dabei war außerdem Dr. Bernd Murschel, zuständiger Abgeordneter für den Ländlichen Raum, sowie Dr. Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher und Vorsitzender des AK Ländlicher Raum und Verbraucherschutz. Der Forstwissenschaftler und Unternehmensberater Franz Josef Lückge führte in seinem Referat die wichtigsten Probleme auf, mit der die Holz- und Sägeindustrie zu kämpfen hat. Das sind vor allem Überkapazitäten beim Nadelholz, geringe betriebliche Entwicklungskapazitäten sowie oftmals mangelnde Kooperationsbereitschaft zwischen den Unternehmen. Im Anschluss diskutierten die Geschäftsführer von vier Sägewerken unterschiedlicher Größe und Spezialisierung über Strukturprobleme der Branche, Holzbeschaffung sowie das Verhältnis zu den Waldbesitzern. Prof. Arthur Petkau von der Forsthochschule Rottenburg moderierte die Diskussion. In der Diskussion herrschte große Einigkeit: Innovationen seien gefragt. Wer so weiter mache wie bisher, werde große Schwierigkeiten auf dem Markt haben. In der Art der künftigen Betriebsentwicklung waren sich die Geschäftsführer allerdings uneins. Sie haben sich für unterschiedliche Wege in die Zukunft entschieden.. Während Stefan Schmid von der Schmid Holzbau GmbH auf regionalen Holzeinkauf und -verkauf setzt, spezialisiert sich Manuel Echtle vom Sägewerk Echtle KG auf die Vermarktung von Spezialprodukten nach Ostasien. Stefan Rathke (Geschäftsführer Holzwerke Keck GmbH) wiederum verkauft 85 Prozent seines Holzes in Ländern außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Rathke ist außerdem Präsident des Bundesverbandes der Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V., der seinen Mitgliedsunternehmen „Sterbeberatung“ anbietet, um das „Verbrennen von Betriebskapital bei nicht mehr erfolgreichen Unternehmen zu verhindern“. Den vielen kleinen und mittleren Sägewerken macht vor allem der seit vier Jahren hohe Holzpreis zu schaffen. Dies hat - in Kombination mit einem allgemeinen Strukturwandel - einigen von Ihnen bereits die Existenz gekostet. Die Familienbetriebe, die meist seit vielen Generationen ihrer Tätigkeit nachgehen, machen sich Sorgen, dass der geplante Nationalpark noch zusätzlich die Holzversorgung erschweren könnte. „Kommt der Nationalpark, muss im Gegenzug die Holzversorgung für die heimischen Sägewerke vertraglich sichergestellt werden. Ihre Argumente und Sorgen sind uns ein wichtiges Anliegen“, verspricht Dr. Markus Rösler. Aus der Zuhörerschaft kam außerdem die Anregung an die Politik, Instrumente zu finden, um auch den Privatwald viel stärker als bisher nutzen zu können. Denn in Privatwäldern, deren Besitzer seit Jahrzehnten anderweitig beschäftigt sind und ihre Privatwälder teils gar nicht mehr kennen, wertvolle Rohstoffvorkommen zu vermodern drohen. Der Forstpolitische Sprecher Reinhold Pix versicherte: „Wir geben Ihnen unsere Zusage, dass wir Ihnen, soweit es irgendwie möglich ist, entgegenkommen werden.“ Da die sehr konstruktiv geführte Diskussion auch nach 45 Minuten Zeitüberschreitung noch kein Ende gefunden hatte, versprachen die Abgeordneten eine baldige Fortsetzung der Gespräche im Landtag.