Bauen und Wohnen

Städtebauliche Konzepte und mehr bezahlbares Wohnen

Drängende aktuelle Themen beim Bauen und Wohnen hat der Arbeitskreis Landesentwicklung und Wohnen der Grünen Landtagsfraktion Anfang Oktober bei seiner Klausurtagung in Heilbronn diskutiert: Möglichkeiten zum Bürokratieabbau, Preissteigerungen und Auftragseinbrüche am Bau und die Notwendigkeit bezahlbares und nachhaltiges Wohnen zusammenzubringen, standen auf der Tagesordnung. Cindy Holmberg, Vorsitzende des Arbeitskreises, fasste die Anforderung so zusammen: „Die Bau- und Wohnungsbranche befindet sich in schweren Zeiten, wir dürfen politisch nichts unversucht lassen, um bezahlbareren Wohnraum zu ermöglichen.“ Staatssekretärin Andrea Lindlohr nahm Bezug auf den Tagungsort Heilbronn: „Die Stadt gestaltet gerade einen rasanten Wandlungsprozess. Von den städtebaulichen Konzepten und der großen Dynamik für mehr bezahlbares Wohnen können wir uns landesweit etwas abschauen.“

Die Praxis im Blick

Zu Beginn der Klausur stand der Austausch mit der Praxis im Vordergrund. Auf ihrer ersten Station besuchten die Abgeordneten die Stadtsiedlung Heilbronn und wurden von Geschäftsführer Dominik Buchta über das Neubaugebiet „Hochgelegen“ geführt. Ein Besuch des Holz-Hochhauses Skaio und der „Innovationsfabrik Heilbronn“, die derzeit am Technologiestandort Zukunftspark in Holz-Hybrid-Bauweise errichtet wird, standen auf dem Programm. Im Anschluss tauschte sich der Arbeitskreis mit dem Grünen Baubürgermeister Heilbronns, Andreas Ringle, über Projekte, Probleme und Lösungsansätze der Stadt aus. Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sowie die Transformation der Innenstadt hin zu mehr Grün, Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität waren Hauptthemen des Dialogs.

Tayfun Tok, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion dazu: „Leben und Arbeiten müssen wieder mehr zusammen gedacht werden. Die Art wie Heilbronn Start-Up-Förderung, Belebung der Innenstadt und Aufenthaltsqualität zusammenbringt, ist vorbildlich.“ Silke Gericke, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion, hob die gelungene Umsetzung der Sommerzone hervor: „Wenn Kommunen sich trauen, auf Parkflächen zu verzichten um attraktive Aufenthaltsräume in der Stadt zu schaffen, sehen wir, wie viel mehr Frei- und Gestaltungsraum uns eine gelungene Verkehrswende ermöglicht.“

Volles Haus und lebendige Diskussion am Abend

Unter dem Motto „Stadt für Morgen“ folgten rund 100 Gäste der Einladung des Arbeitskreises um am Abend im altehrwürdigen Schießhaus über aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu diskutieren. Nach einem Grußwort von Oberbürgermeister Harry Mergel diskutierten Staatssekretärin Andrea Lindlohr, Baubürgermeister Andreas Ringle, die einladende Heilbronner Abgeordnete Gudula Achterberg und Christoph Herzog von der Architektenkammer BW gemeinsam mit dem Publikum. Einig war man sich, dass es mehr Tempo im Bau braucht; Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung seien dafür wichtige Hebel. „Wohnungsnot, Klimawandel, Flächenverbrauch und eine Veränderung der Mobilität erfordern neue und zukunftsfähige Konzepte von uns“, fasste Gudula Achterberg die Themen des Abends zusammen. Martin Grath, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises und handwerkspolitischer Sprecher ergänzte: „Wir haben viele große Räder, an denen wir gleichzeitig drehen müssen, um die Probleme der Menschen zu lösen. Ein Schlüssel dafür ist die Gewinnung gut qualifizierter Fachkräfte, die diese Veränderungen durch ihre Arbeit erst ermöglichen.“

Bezahlbarer Wohnraum dringend gebraucht

Der zweite Tag der Klausur führte den Arbeitskreis zur Aufbaugilde Heilbronn. Das diakonische Sozialunternehmen ist seit über vierzig Jahren in den Bereichen Wohnungslosen-, Arbeitslosen- und Suchtkrankenhilfe sowie Schuldnerberatung tätig. Fokus des Austausches mit Geschäftsführer Gerald Bürkert, Mitgründer Hannes Finkbeiner und Einrichtungsleiter Heiko Grimmeis waren die Herausforderungen der täglichen Arbeit mit Bedürftigen, der soziale Wohnungsbau und mögliche Verbesserungen bei den Förderprogrammen der Landesregierung. Die Aufbaugilde hat in einem Neubau mit Spenden und Geld des Landes sozial geförderte Wohnungen errichtet, in denen die Wohnungsnotfallhilfe realisiert wird. Weitere Angebote der Aufbaugilde beinhalten ein Aufnahmehaus, ein Eingliederungsheim, ambulant betreutes Wohnen, Erfrierungsschutz oder ein Lebenshaus für Suchtkranke. Martina Häusler, zuständig für neue Wohnformen und Wohnraumförderung, drückte ihre Bewunderung für die Arbeit vor Ort aus: „Die Sorgfalt und Hingabe, mit der hier mit Menschen umgegangen wird, die schwere Zeiten durchleben, hat mich sehr beeindruckt. Wir haben bei der Schaffung von sozialem Wohnraum die Trendwende geschafft, die Zahlen steigen wieder, aber wir sehen hier, dass wir noch mehr tun müssen, um möglichst vielen Menschen helfen können.“