Wirtschaft und Arbeit

Fachgespräch: Fachkräftemangel im Bauhandwerk

Unsere Abgeordneten Martin Grath, Barbara Saebel und Martina Häusler diskutieren im Rahmen eines Fachgespräches über die Zukunft der Arbeitsfachkräfte im Land. 

© Fraktion 

Im Austausch: Abgeordnete diskutieren zum Thema Fachkräftemangel

Ende April kamen Martin Grath, Barbara Saebel und Martina Häusler als Vertreter*innen des Grünen Arbeitskreises „Landesentwicklung und Wohnen“ im Landtag zusammen, um über das Thema Fachkräftesicherung im Bauhandwerk mit verschiedenen Akteur*innen des Bauhandwerks in den Austausch zu geraten.

Ein wichtiges Ziel des Koalitionsvertrags zwischen Grüne und CDU ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die nachhaltige Umwandlung des Bau- und Gebäudesektors. Ohne geeignete Fachkräfte können die zukünftigen Projekte in der Baubranche jedoch nicht gemeistert werden.

Ein großes Problem stellt die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsstellen dar. Durch mangelnden Nachwuchs stehen viele Betriebe im Handwerk in den kommenden Jahren ohne Personal da, da die Unternehmen keinen Nachwuchs generieren können. Bundesweit suchen etwa 250.000 Handwerksbetriebe in den kommenden Jahren neue Betriebsinhaber*innen. Das Bauhauptgewerbe in Baden-Württemberg weist derzeit in 52,5% der Betriebe offene Stellen auf. Dabei haben 81,3% der Betriebe Schwierigkeiten bei der Suche nach ausgelernten Fachkräften.

Diese Herausforderungen waren die Schablone, unter der das Fachgespräch geführt wurde. Ziel war es, die Schwierigkeiten der Betriebe zu erkennen und über Best-Practice Beispiele und mögliche Unterstützungsmaßnahmen seitens der Politik zu diskutieren.

Das Bauhandwerk in seinen verschiedensten Facetten

Fünf Referent*innen aus der Praxis gaben anregende Beispiele, Berichte und Impulse aus ihrem Erfahrungsschatz. Hansjörg Ludwig, Vorstand der Elektro-Innung Rems-Murr, begann mit einem Überblick über die Ist-Situation im (Bau-)Handwerk.

Bernd Jäger von JaKo Baudenkmalpflege berichtete über die gerade entstehende Kooperation Baumeisterakademie mit der Universität Stuttgart. Er machte deutlich, dass das Handwerk jungen Menschen Spaß machen müsse und dass es dann sogar eine Berufung sein könne.

Dass das Handwerk wichtige Werte für das Zusammenleben vermittelt, zeigte Projektentwickler Willi Sutter. Er erzählte von seiner Firma DomiZiel, die ehemalige Wohnsitz- und Arbeitslose als Mitarbeitende einstellte. Es sei wichtig, so Sutter, alle Mitarbeiter*innen mit ihren eigenen Hintergründen und Geschichten zu verstehen.

Ulrike Charlotte Monz, die den Familienbetrieb für Hoch- und Tiefbau UC Monz in Heidenheim leitet, konnte aus ihren Erfahrungen als Selbständige berichten. Ihr Ansatz: Die Politik muss Gründerinnen und Gründer unterstützen und ermutigen. Die Selbständigkeit sei durch die Flexibilität gerade für Frauen oftmals eine sehr gute Möglichkeit, in der freien Wirtschaft die Herausforderungen von Beruf und Familie zu vereinen.

Michael Nanz von der Technischen Akademie Schwäbisch-Gmünd stellte die Wissenswerkstatt Gmünder Eule vor, die durch Aktionen wie einen wöchentlichen Girls‘ Day und die sogenannte „Straße der Berufe“ Jugendliche für technische und handwerkliche Berufe begeistern möchte.

Thomas Hetzel, Inhaber der Ingenieurgesellschaft Hetzel, kennt die Problematik des Fachkräftemangels sehr gut aus eigener Erfahrung. Nachdem sich bei ihm die Suche nach Mitarbeiter*innen lang schwierig gestaltete, verbesserte sich diese Situation durch eine Kooperation mit der Gmünder Eule deutlich. Besuche von Fachmessen im osteuropäischen Ausland brachten einige Bewerber*innen nach Schwäbisch Gmünd.

Mehr gesellschaftliche und politische Anerkennung für das Bauhandwerk

Das Ergebnis aus den Frage- und Diskussionsrunden: Es brauche mehr gesellschaftliche und politische Anerkennung für das Bauhandwerk, eine bessere Vernetzung von Betrieben unterschiedlicher Gewerke, Unterstützung bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt und die Vermittlung von Eltern und Lehrer*innen, um die Fachkräftegewinnung im Bauhandwerk anzukurbeln.

Das Problem des Fachkräftemangels ist nicht neu und der Weg zu einer Verbesserung der Situation ist lang. Das Fachgespräch gilt somit als Auftaktveranstaltung einer Reihe von Gesprächen, Veranstaltungen und Initiativen.