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Unser Kapital heute und morgen: Bildung, die alle Stärken entfaltet

©Wolfram Kastl/dpa

Warum hat die grün-rote Koalition den Schwerpunkt ihrer Reformpolitik auf den Bildungsbereich gelegt? Kurz vor der Wahl 2011 ergab eine Studie, dass in keinem anderen Land der Bildungserfolg so stark von der Herkunft abhing wie in Baden-Württemberg. Das veraltete dreigliedrige Schulsystem der CDU hat viel zu viele BildungsverliererInnen produziert. Die guten Leistungen der Spitzengruppe wollen wir unvermindert fördern – und gleichzeitig sicherstellen, dass alle die Chance erhalten, den Anschluss zu halten. Egal, ob Cleverle oder Träumerle, Überfliegerin oder Spätstarter. Wir wollen aus jeder Schülerin, aus jedem Schüler das Beste herausholen. 
Die Sonderauswertung der Pisa-Studie 2012 hat uns klar gezeigt, an welchen Punkten wir ansetzen müssen, damit Kinder in der Schule nicht scheitern. In Deutschland sind fehlender Kindergartenbesuch, Armut und Sitzenbleiben die größten Risikofaktoren. Die frühkindliche Bildung haben wir daher massiv ausgebaut, die Zahl der Betreuungsplätze ist im Vergleich zu 2010 um 50 % gewachsen, der Betreuungsschlüssel so niedrig wie nirgends sonst in Deutschland. Im Weiteren haben wir Ganztagsangebote an Grundschulen ermöglicht. Gemeinden als Schulträger können im Dialog mit Eltern und Lehrkräften aus verschiedenen Modellen wählen – je nachdem, was für die Bedürfnisse vor Ort am besten passt. In jedem Fall bieten diese Wechsel zwischen Lern-, Aktiv- und Erholungsphasen. Unterricht und Freizeit wechseln sich ab. Ein solches Konzept – unter Einbeziehung der Vereine - gibt den Schulen den größtmöglichen Raum, um auf die Bedürfnisse der SchülerInnen einzugehen. Das leistet ebenfalls einen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit – und entlastet übrigens Eltern von Hausaufgabenbetreuung. Die Zeit zu Hause soll auch wirklich Familienzeit sein. Dieses Ziel verfolgt auch die von uns eingeführte Gemeinschaftsschule. Sie wird den Bedürfnissen und Herausforderungen unserer Zeit gerecht. Die SchülerInnen lernen entsprechend ihrer individuellen Leistungsfähigkeit im jeweiligen Fach auf unterschiedlichen Lernwegen – und entfalten so ihre Fähigkeiten optimal. Konsequenterweise können sie an diesen Schulen auch verschiedene Abschlüsse erreichen. Das ist insbesondere für den ländlichen Raum wichtig. Unter der CDU standen hier viele Schulen aufgrund zurückgehender Schülerzahlen vor dem Aus. Eine Gemeinschaftsschule, die verschiedene Bildungswege unter einem Dach anbietet, sichert daher Standorte und wohnortnahen Unterricht – ganz im Interesse der Familien. Was muss sich grundsätzlich im Bildungssystem ändern, damit es auch in Zukunft gut funktioniert? Die Klassen, vor die unsere LehrerInnen treten, werden zunehmend vielfältiger – an allen Schultypen. Das ist eine große Herausforderung, die sie im Einzelnen auch immer schon gut bewältigt haben. Wir wollen sie stärker systematisch unterstützen, damit sie mit der Inklusion behinderter Kinder gut zurechtkommen, individuelle Lehrformen anwenden und allgemein die Qualität des Unterrichts weiter steigern können. Der Schwerpunkt der kommenden Jahre liegt für uns daher auf der Lehrer-Aus- und Fortbildung. Denn vor allem auf sie und ihr hohes Engagement kommt es an. Deswegen wollen wir ihnen auch den Freiraum lassen, die für ihre SchülerInnen richtige Mischung aus klassischem Unterricht, Gruppen- und selbstständiger Arbeit zu entwickeln. Dafür braucht es Zeit und zusätzliche Ressourcen. Wir haben daher an den Gymnasien und Realschulen die Poolstunden für die individuelle Förderung erhöht. Das G8 haben wir durch zusätzliche Stunden in Klasse 10 zusätzlich entlastet. Die Realschulen bekommen darüber hinaus in den kommenden beiden Schuljahren 350 zusätzliche Lehrerstellen. Auch die Grundschulen erhalten 180 Deputate ab Schuljahr 2015/2016, damit sie ihre Schülerinnen und Schüler stärker individuell fördern können. Und nicht alles kann man allein den Lehrkräften aufbürden. Die Landesregierung investiert daher heute 25 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau der Schulsozialarbeit – früher wurden die Kommunen damit allein gelassen. Mit Erfolg: Über die Hälfte der Schulen im Land hat mittlerweile SozialarbeiterInnen. Wichtig für alle Betroffenen ist auch die Verlässlichkeit von Unterricht: Es stehen nun 400 zusätzliche Stellen in der Krankheitsvertretung zur Verfügung. Das sind rund 30 Prozent mehr seit 2011. Zusätzlich stellen wir rund 70 Millionen Euro pro Jahr für VertretungslehrerInnen bereit, um schnell und flexibel reagieren zu können, wenn Unterricht kurzfristig wegen Krankheit ausfällt. Es ist uns gelungen, die Unterrichtsversorgung deutlich zu verbessern. Ein Beispiel: Wir haben den Unterrichtsausfall an den beruflichen Schulen praktisch halbiert. Was steht in der kommenden Wahlperiode an? Die großen Reformen sind auf den Weg gebracht. Mittelfristig geht es darum, dass sie ihre volle Wirkung entfalten. Ganztagsangebote wollen wir weiter ausbauen – anhand der Rückmeldungen von Eltern und Kommunen ist klar, dass die Nachfrage nach einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch nicht gedeckt ist. Auch die Beratung beim Übergang von der Grund- in die weiterführenden Schulen wollen wir intensivieren. Das ist gut für die Kinder und stärkt außerdem grundsätzlich das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Elternhaus und Schule. Nach einer umfassenden Phase der Diskussion und Erprobung haben wir mit dem Bildungsplan 2016 außerdem einen Rahmen für Bildung mit Qualität geschaffen, der zeitgemäß ist. Die fachspezifischen Lernziele verbinden erstmals unterschiedliche Kompetenzniveaus in einem Bildungsplan. Damit haben Lehrkräfte nun mehr Sicherheit und klare Handreichungen – Lehrpläne, Strukturen und pädagogisches Grundkonzept passen nun zusammen, auch dank der intensiven Beteiligung von Lehrer-, Schüler- und Elternvertretungen bei der Erstellung des Bildungsplans. Da wird die Digitalisierung in Zukunft einen Schwerpunkt bilden. Perspektivisch werden alle Schulen inklusiv, auch wenn nicht jede Schule alles können muss. Damit Schulen den Schritt zur inklusiven Schule leichter vollziehen können, steuert die Schulverwaltung einen Entwicklungsprozess, den wir mit weiteren, zusätzlichen Lehrerstellen unterstützen werden. Außerdem haben wir beschlossen, dass die Kommunen ab dem Schuljahr 2015/2016 bis zum Jahr 2019 insgesamt über 100 Millionen Euro für die Kosten der Inklusion (z.B. für Baumaßnahmen, Schülerbeförderung und Schulbegleitung) vom Land erhalten. Eine große Herausforderung wird zudem die Integration von Flüchtlingskindern in das Bildungswesen sein. Durch Vorbereitungsklassen, einer systematischen Potenzialanalyse und einem umfangreichen Fortbildungsangebot für ErzieherInnen und LehrerInnen nehmen wir hier eine bundesweite Vorreiterrolle ein.
Klar ist: Auf unseren Bildungsaufbruch folgt ein klarer Kurs.