Agrarpolitik und Ernährung

Positionspapier: Mehr Tierschutz für Kälber

Das Positionspapier finden Sie am Ende der Seite.


Stuttgart. Wie können Kälbertransporte langfristig vermieden werden? Wenn sie durchgeführt werden müssen – wie geht das tiergerecht? Wie können in der Milchviehhaltung geborene Kälber tiergerecht und möglichst in Baden-Württemberg aufgezogen, gemästet und vermarktet werden?

Die Landtagsfraktion GRÜNE hat im Dezember 2022 Eckpunkte für eine artgerechte und zukunftsfähige Kälberhaltung in Baden-Württemberg beschlossen. Das Positionspapier benennt konkrete Maßnahmen und Forderungen, die in eine Kälberkonzeption im Rahmen der geplanten Tierschutzstrategie des Landes fließen sollen.

Die Tierschutzstrategie besteht aus verschiedenen Bausteinen - das Kälberkonzept ist ein wichtiger Teil davon. Die Tierschutzstrategie wird derzeit vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg erarbeitet und soll konkret aufzeigen, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge und bis wann umgesetzt werden sollen.

Wann die Tierschutzstrategie jedoch vorgelegt wird, ist offen, sagt Martina Braun MdL, Sprecherin für Tierschutz der Fraktion Grüne im Landtag Baden-Württemberg: „Wir begleiten die Erarbeitung der Tierschutzstrategie seit Beginn an konstruktiv und kritisch. Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit dem Ministerium und warten seit dem Sommer auf die nächsten konkreten Schritte.“

Neue Denkansätze sind gefragt

Hinsichtlich der geplanten Kälberkonzeption drängt Martina Braun auf einen grundlegend neuen Denkansatz und verweist auf das Positionspapier der Grünen-Fraktion: „Echte Verbesserungen in Baden-Württemberg erreichen wir nur, wenn wir bei der Wertschöpfungskette für Kälber ansetzen. Das heißt, uns interessieren alle Abläufe und Bedingungen - von der Besamung bis hin zum fertigen Stück Fleisch auf dem Teller. Hier müssen wir die Rahmenbedingungen in Richtung regional, fair und tiergerecht verbessern. Gefragt sind innovative und individuelle Lösungen. Wie diese aussehen können, hat meine Fraktion im vorliegenden Positionspapier aufgezeigt. Von Minister Hauk erwarte ich nun, auch diesen Ball aufzunehmen und die aufgezeigten Maßnahmen in Tierhaltung und am Markt anzustoßen und umzusetzen.“

Das Positionspapier benennt Maßnahmen in den fünf Handlungsfeldern Züchtung, Haltung, Transport/Schlachtung/Verarbeitung, Marketing/Verkauf und Verbraucher wie zum Beispiel:

  • Zweinutzungsrassen in der Milchviehhaltung verbreiten. Das heißt: Wir brauchen Tiere, die aufgrund ihrer Rasse sowohl Milch als auch Fleisch geben können - und nicht, wie überwiegend praktiziert, spezialisiert auf Milch oder Fleisch sind.
  • Regionale Schlachtung und Verarbeitung stärken
  • Mobile Weide- und Hofschlachtung unterstützen
  • Tierische Produkte nach Haltungsart und Herkunft der Tiere kennzeichnen
  • Regionale Vermarktungswege für Kalb- und Rindfleisch ausbauen und etablieren
  • Das für Bau- und Modernisierungsmaßnahmen zuständige Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) zukunftsfähig gestalten. Das heißt: Ställe müssen sich zunehmend an den Bedürfnissen der Tiere orientieren und so gebaut werden, dass sie den Tieren gerecht werden.

Das Papier der Fraktion Grüne zielt darauf ab, dass in der Milchviehhaltung geborene Kälber zukünftig tiergerecht und möglichst in Baden-Württemberg aufgezogen, gemästet und vermarktet werden können. Zudem sollen die Transportbedingungen für Kälber verbessert werden. Langfristig sollen Langstreckentransporte von Kälbern ins Ausland vermieden werden.

Mehr Rechtssicherheit nötig

In der Zwischenzeit wäre es wichtig, für Rechtssicherheit bei Kälbertransporten zu sorgen, betont Martina Braun. Konkret geht es um Kälber, die noch nicht von der Milch abgesetzt sind. Für deren Transport über weite Strecken sind spezielle Transportfahrzeuge mit Einrichtungen zur Versorgung der Kälber mit Milch oder Milchaustauscher notwendig. Diese sind aber momentan nicht gesetzlich verpflichtend und auch nicht verfügbar.

Braun: „Wer sich Tierschutz auf die Fahnen schreibt, hat hier die Möglichkeit konkret zu werden. Die Transportbedingungen für Kälber haben sich zwar geringfügig verbessert, sind aber bei Weitem noch nicht gut genug. Minister Hauk sollte seinen Worten Taten folgen lassen und zum Beispiel für gesetzliche Verbindlichkeit bei den Transporteinrichtungen für nicht abgesetzte Kälber sorgen. Noch immer landen viele Fälle vor Gericht.“