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„Es ist hier wie bei Sherlock Holmes“

Am "Seziertisch": Unser Sprecher Martin Grath bei den Verbraucherschützern des CVUA

Foto: Grüne Landtagsfraktion BW

Unser verbraucherschutzpolitische Sprecher Martin Grath besuchte das Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart - auf Einladung von dessen Chefin Maria Roth. Im Fellbacher CVUA analysieren 243 Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter jährlich Tausende von Lebensmitteln und verbrauchernahe Gegenständen. „Es gibt keine Freiheit ohne Sicherheit in einer Gesellschaft, und Sicherheit für die baden-württembergischen Verbraucherinnen und Verbraucher ist vor allem Lebensmittelsicherheit“, erklärt der Bio-Bäckermeister Martin Grath. Deshalb sei die Arbeit des CVUA Stuttgart auch unersetzlich und wertvoll: „Ehrliche und gute Handwerker müssen einen fairen und auskömmlichen Preis für ihre Produkte bekommen. Durch den aktiven Verbraucherschutz, der hier betrieben wird, werden sie vor schwarzen Schafen geschützt“, so Grath. Verbraucher seien nur dann bereit, einen höheren Preis für ein Produkt zu zahlen, wenn absolute Transparenz bei Verpackung und Inhalt bestünde. „Wir untersuchen hier 21.000 Proben von Lebensmitteln, Trinkwasser und Bedarfsgegenständen. Hinzu kommen weitere 50.000 veterinärmedizinische Proben“, erläutert Amtschefin Maria Roth die Kennzahlen ihres Hauses. Und der Klimawandel werde dafür sorgen, dass es bei uns in der Zukunft noch mehr Tierkrankheiten geben werde. „Wir arbeiten hier bereits am Limit und die Aufgaben und Anforderungen steigen. Die Situation droht zu kippen, deshalb brauchen wir für eine verlässliche Arbeit mehr Ressourcen“, richtet sie ihr Anliegen an Grath. Der verspricht es in die politischen Gremien mitzunehmen. Eine gute Ausstattung sei für den vorbeugenden Verbraucherschutz substanziell wichtig: „Wir schauen, wo ein Problem sein könnte und wo es noch keinen Grenzwert gibt. Und wir entwickeln dann Untersuchungsmethoden bevor eine Situation nicht mehr kontrollierbar ist“. Dies sei so zum Beispiel bei verunreinigtem Melamin-Milchpulver aus China im Jahr 2010 der Fall gewesen, als Institute aus ganz Europa die in Fellbach entwickelte Untersuchungsmethode nachfragten, erklärt Maria Roth. Verbraucherschützer Grath konnte sich dann ein Bild davon machen, was aktuell im CVUA alles untersucht wird: zum Beispiel als Bio-Olivenöl getarntes Rapsöl. Solche Fälle von Verbrauchertäuschung landen bei den CVUA-Experten leider fast täglich auf den Labortischen. „Es ist hier wie bei Sherlock Holmes“, vergleicht der Landtagsabgeordnete die Arbeit der Lebensmittelchemiker, die jeder noch so kleinen Spur nachgehen und mit modernsten Untersuchungsapparaten und -methoden buchstäblich die Nadel im Heuhaufen suchen. „Aktuell haben wir ein Problem mit zu hohen Chlorat-Werten in Obst und Gemüse. Der Chlorat-Eintrag kommt vermutlich vom Chloren der Wassersysteme und gelangt dann über das Gießwasser in den Boden oder er ist eine Folge des Waschens mit gechlortem Wasser“, erklärt Maria Roth. Ökologisch erzeugte Lebensmittel schneiden übrigens bei den Untersuchungen viel besser ab, als herkömmliche: sowohl Anzahl als auch Höhe der gemessenen Rückstände sind hier viel geringer, weiß die Chef-Chemikerin Maria Roth.