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Autonomes Fahren und die Digitalisierung der Mobilität

In der heutigen Plenarsitzung hat der Landtag auf Initiative der Fraktion Grüne über den Verkehr der Zukunft debattiert. Warum wir Grünen im autonomen Fahren eine Revolution der Mobilität sehen und wir diese unterstützen, erklärt unsere Sprecherin für E-Mobilität Kirsten Lehnig.

Das automatisierte Fahren ist in aller Munde. Im Großraum Karlsruhe soll bald ein Testfeld entstehen. Gleichzeitig machen folgenschwere Unfälle Schlagzeilen. Warum unterstützen Sie das autonome Fahren?

Man muss ganz nüchtern feststellen: Die Automatisierung unserer Autos ist schon weit vorangeschritten. Parkassistenzsysteme oder Abstandswarner finden sich heutzutage bereits in vielen Mittelklasse-Modellen. Und es sind nicht nur automatisierte PKWs, die längst auf der Straße sind. In LKWs sind Spurhalte- und Bremsassistenten bereits Gang und Gäbe. Daimler plant den Bau von teilautomatisierten Bussen. Die Digitalisierung und alles, was sie mit sich bringt, wird die Automobilbranche nachhaltig verändern und bisherige Geschäftsmodelle in Frage stellen. Für die Menschen und die Wirtschaft in dieser Region ist es ganz entscheidend, dass die führenden Anbieter von Kraftfahrzeugen und Mobilitätsdienstleistungen weiterhin aus Baden-Württemberg kommen.

Welche Chancen sehen Sie konkret im autonomen Fahren?

Das autonome Fahren ermöglicht zum einen mehr Fahrkomfort. Sie haben während der Fahrt eher eine beaufsichtigende, denn eine steuernde Funktion. Zum anderen besteht durch die Umgehung der Fehlerquelle „Faktor Mensch“, eine höhere Verkehrssicherheit. Automatisierte Systeme haben eine kürzere Reaktionszeit als der Mensch. Auch Staus können vermieden werden, da das vernetzte Auto über die Straßenauslastung informiert ist und flugs eine neue, staufreie Route wählt sobald sich anderswo ein Stau bildet. Automatisiertes Fahren bedeutet auch effizienteres, umweltfreundlicheres Fahren. Dadurch würde Energie eingespart und Emissionen verhindert. Letztlich birgt das autonome Fahren auch das Potenzial, urbane Mobilität von Grund auf zu verändern. Die Menschen müssten nicht mehr zum Carsharing-Fahrzeug gehen, sondern dieses würde auf Bestellungselbstständig vor die Haustür fahren. Dadurch würde Car-Sharing noch attraktiver werden, weniger Menschen wären auf ein eigenes Auto angewiesen und öffentlicher Parkraum könnte drastisch reduziert werden.

Das klingt alles schön und gut, einige rechtliche Fragen, insbesondere die der Unfallhaftung, sind bislang aber noch nicht beantwortet.

Das stimmt. Man darf nicht vergessen, dass sich das autonome Fahren noch in der Entwicklungsphase befindet. Die rechtlichen Fragen werden sich auch nicht auf die Schnelle lösen lassen. Aber das sollte kein Grund sein um sich zurückzulehnen und abzuwarten. Ganz im Gegenteil: Wir müssen uns jetzt mit diesen offenen Fragen beschäftigen und den technischen Entwicklungsprozess aktiv und fördernd begleiten. Letztlich sind es unsere Auto- und Zuliefererindustrie sowie die hervorragenden wissenschaftlichen Einrichtungen in Baden-Württemberg, die diese Zukunftsvisionen umsetzen werden. Wir setzten uns dafür ein, die notwendigen Rahmenbedingungen für vernetztes und automatisiertes Fahren zu schaffen.