Klima und Energie

Der Weg zur klimaneutralen Kläranlage

Die Präsentationen der Referent*innen finden Sie am Ende der Seite.


Kläranlagen sorgen erfolgreich für sauberes Wasser und schützen damit Menschen und Umwelt. Zudem erzeugen sie häufig durch Klärgasverbrennung erneuerbaren Strom und Wärme. Darüber hinaus können Kläranlagen wertvolle Nährstoffe wie Phosphate oder Nitrate liefern und damit ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sein.

Trotzdem muss die Reinigung von Wasser ganzheitlicher betrachtet werden.  Denn bei der Abwasserreinigung entstehen Treibhausgase.  Zum einen – indirekt - über den hohen Stromverbrauch. Zum anderen über direkte Emissionen von Methan und Lachgas.  Letzteres ist rund 300 mal so klimaschädlich wie CO2. Die direkten und indirekten Emissionen einer Kläranlage machen bis zu einem Drittel der gesamten kommunalen Emissionen aus und damit etwa so viel, wie die Emissionen von Schulen, Rathaus und Schwimmbädern zusammen.

,,Der Weg zur klimaneutralen Kläranlage"

Um über diese Herausforderung zu diskutieren, hat Bernd Mettenleiter MdL, Experte der Landtagsfraktion GRÜNE für Wasser und Boden, am vergangenen Dienstag (7.11.) zum Fachgespräch mit dem Titel „Der Weg zur klimaneutralen Kläranlage“ eingeladen. Neben Fachleuten aus der Wasserwirtschaft und Forschungseinrichtungen haben sich dazu auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kommunen und Wirtschaft versammelt. „Damit wir die Potentiale der Kläranlagen voll ausschöpfen, braucht es den Blick über den Tellerrand. Deshalb freut es mich sehr, dass Kreis der Teilnehmer*innen so vielfältig ist“ begrüßt Mettenleiter die knapp 70 Teilnehmenden des Gesprächs.

Expertenmeinungen

Dr. Wenzel Gruber aus der Schweiz beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Treibhausgasemissionen von Kläranlagen. In seinem Vortrag verdeutlichte er, dass 2,5 % der gesamten Schweizer Emissionen aus dem Bereich der Abwasserreinigung stammen. Bernd Mettenleiter ordnete die Ergebnisse von Gruber ein: „Die Zahl 2,5 % erscheint auf den ersten Blick gering. Der Vergleich mit dem Flugverkehr, der für etwa drei Prozent der Emissionen verantwortlich ist, zeigt jedoch, wie relevant die Emissionen aus den Kläranlagen sind.“

Die Ergebnisse aus der Schweiz lassen sich aber nicht 1:1 auf Baden-Württemberg übertragen. Um hier „Licht ins Dunkel“ zu bringen, hat die Landtagsfraktion GRÜNE deshalb in den aktuellen Landeshaushalt das 200.000 Euro starke Forschungsprojekt „Klimaneutrale Kläranlage“ eingebracht. Damit verfolgt Sie das Ziel, Handlungsempfehlungen für Kommunen zu erarbeiten, mit denen diese den Lachgas- und Methanausstoß ihrer Kläranlagen verringern können.

Sarah Löwental vom Umweltministerium BW präsentierte in ihrem Vortrag  erste Zwischenergebnisse von den Messungen im Rahmen der Forschung an 15 Kläranlagen. Hier zeigt sich, dass es keinen Zielkonflikt gibt. Sauberes Wasser und weniger Treibhausgasemissionen gehen Hand in Hand.

Jürgen Schmidtke (Umwelttechnik BW) ordnet die Ergebnisse ein: um eine klare Handlungsempfehlung aussprechen zu können, benötigen wir bessere Langzeitdaten. Zudem ging Schmidtke auf die Rolle der Kläranlagen als Rohstofflieferanten ein. „Gelingt es, die Synergien zwischen Abwasserreinigung und Wertstoffgewinnung zusammenzubringen, kann Baden-Württemberg hier Vorreiter für eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft sein. Wichtig ist, dabei eng mit den Betreiber der Kläranlagen zusammenzuarbeiten“. 

Nach dieser Vorstellung einer Kläranlage, wie sie zukünftig vielerorts aussehen könnte, mahnte Dr. Tosca Zech (Ingenieurbüro Dr. Resch + Partner) an, auf dem Weg zur Klimaneutralität immer auch die kleineren Kläranlagen im Blick zu haben. Diese repräsentierten in ihrer Summe einen erheblichen Teil der Einwohnerwerte, stünden gleichzeitig wegen ihrer personellen und finanziellen Ressourcen aber vor ganz anderen Herausforderungen als größere Kläranlagen.

Was jetzt getan werden muss

Mettenleiter sieht auf Basis der Erkenntnisse aus dem Fachgespräch dringenden Handlungsbedarf. „An der Kläranlage führt auf dem Weg zur Klimaneutralität kein Weg vorbei! Wir müssen jetzt messen, messen und nochmals messen, um die Emissionen zu erfassen und im nächsten Schritt zu reduzieren“, so Mettenleiter. Das Fraktionsprojekt sei dazu ein wichtiger Meilenstein gewesen, das habe das Fachgespräch bestätigt – und gleichzeitig einen klaren Weg für weiteres Vorgehen aufgezeigt. „Wir müssen jetzt Geld in die Hand nehmen, um weitere Daten zu gewinnen. Mit diesen können wir die Emissionen auf Kläranlagen drastisch reduzieren. Das Gute dabei: die eingesparten Treibhausgase auf der Kläranlage sind im Vergleich zu Einsparungen an anderer Stelle günstig! Hier können wir also mit überschaubarem Einsatz einen großen Nutzen fürs Klima erzielen. Jetzt heißt es: Machen!“