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Wie funktioniert Inklusion? 3 Fragen an Thomas Poreski
Was ändert sich im Schulalltag durch die neuen Regelungen zur Inklusion? Poreski: Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben künftig die Wahl, ob sie ihre Kinder auf eine Sonderschule oder auf eine allgemeinbildende Schule schicken wollen. Dieses Wunsch- und Wahlrecht ist ein Menschenrecht, das sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergibt. Die Schulämter schlagen künftig wohnortnah geeignete Angebote vor und richten sie regional abgestimmt ein. Die Sonderschulen werden in dem organischen Umbau mit ihrer Fachlichkeit zu Partnern im Prozess. Es wird also nichts übergestülpt, sondern gemeinsam mit allen Akteuren entwickelt. Nach dem Vorbild gelingender Prozesse, die es innerhalb und außerhalb von Baden-Württemberg seit langem gibt und von denen sowohl behinderte, als auch nicht behinderte Kinder profitieren. Welche Investitionen werden dafür notwendig sein? Durch die von den Schulämtern gesteuerten Abstimmungsprozesse können notwendige Investitionen in Barrierefreiheit koordiniert werden, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Für ihre neuen Aufgaben erhalten die 21 Schulämter je zwei zusatzliche Stellen. Sie steuern bedarfsgerecht den Einsatz von SonderpädagogInnen. Das Land stellt dafür über den bisherigen Bedarf hinaus jährlich 200 zusätzliche SonderpädagogikInnen ein. Wie ist das weitere Verfahren? Das Landesgesetz stellt einen Rahmen dar, in dem die Akteure in der Region flexible und angepasste Schulentwicklungen gestalten können. Die kommunalen Landesverbände sind gefordert, ihren Beitrag zum Gelingen zu leisten und die ergänzenden Leistungen in der Eingliederungs- und Jugendhilfe bereitzustellen, zu denen sie gesetzlich verpflichtet sind. Das klappt je nach Region sehr unterschiedlich. Wie auch der Stand der Inklusion im Land je nach Schulamtsbezirk sehr unterschiedlich ist: Unsere Modellrechnungen beruhen auf einer schulischen Inklusionsquote von 28% im Jahr 2023. Der heutige Iststand variiert zwischen nahezu null und über 50 Prozent. Das lässt viel Raum für einen überregionalen Erfahrungsaustausch, für Fortbildungen, Qualifizierungen und eine inklusive LehrerInnenbildung. Daran arbeiten wir.