Wirtschaft und Arbeit

Tok: Lebenswerte Innenstädte nicht zum Nulltarif

Die gesamte Rede finden Sie am Ende der Seite.


Unsere Ortskerne und Innenstädte sind das soziale und kommunikative Herz unserer Städte und Gemeinden.

  • Hier tauschen sich Menschen aus – von nah und fern.
  • Hier entstehen neue Ideen.
  • Hier versorgt man sich, mit allem was man braucht.

Unsere Ortskerne haben Flair und Geschichte. Sie prägen den Charakter unserer Kommunen

Stand im Handel

Doch es gibt die lebenswerte Innenstadt nicht zum Nulltarif. Und gerade jetzt spüren wir insbesondere beim Einzelhandel enorme Herausforderungen.

Dabei möchte ich betonen: Wenn der Einzelhandel wackelt, bröckelt das System Innenstadt.
Man sieht es an steigenden Mieten für Ladenflächen, einer übermächtige Onlinekonkurrenz aber auch am veränderten Kaufverhalten von uns Konsumentinnen und Konsumenten.

Der stationäre Einzelhandel befindet sich in unruhigen Fahrwassern. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt. Aktuell belasten auch die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise das Konsumklima zusätzlich. Für uns ist der stationäre Einzelhandel das Rückgrat für attraktive und lebendige Ortskerne und Innenstädte. Unser Ziel dabei ist klar: Wir wollen, dass unsere Einkaufsstraßen mit Leben gefüllt sind. Deshalb handeln wir.   

Förderprogramme

Es ist noch nicht lange her als wir das Sofortprogramm Einzelhandel/Innenstadt aufgelegt haben, um den Innenstädten nach der Corona-Pandemie wieder neues Leben einzuhauchen. Und auch da war schon klar, dass die Innenstadt innovativ sein muss, um resilient zu sein. 

Erstens fördern wir Pop-up-Stores und unterstützen unsere Städte und Kommunen dadurch Leerstand zu bekämpfen. Wir ermöglichen damit auch eine lokale Gründungskultur mitten in der Stadt und für die Stadt. Wir wollen den Unternehmern klar sagen: Traut Euch, startet durch. Unseren Rückhalt habt ihr.

Außerdem sorgen wir dafür, dass in der Stadt wieder was los ist. Wir fördern neue Events, die die Innenstädte beleben und nehmen hier auch die Kultur und den Tourismus mit ins Boot.

Und im dritten Förderstrang gehen wir an die Zukunft des Handels: Ja – beim Online-Geschäft kann der lokale Einzelhandel bei Preis und Auswahl nicht mithalten. Muss er aber auch nicht. Denn bei regionaler Wertschöpfung, Kundenbetreuung und Fairness werden die Online-Riesen niemals mit unseren Einzelhändlern mithalten können. Jetzt zeigen wir, dass der lokale Handel auch digital kann.

Konkret bieten wir mit dem „Kompetenzzentrum Smart Services“ ein niedrigschwelliges Angebot für kleine und mittlere Unternehmen auf ihrem Weg zu digitalen Lösungen. Wir bringen digitales Know-How und Ideen in die Haupt-, Kirch- und Marktstraßen des Landes. Die Nachfrage dafür ist groß: Mehr als 150 kleine und mittlere Unternehmen haben das Angebot der Smart Services bisher genutzt. Das geplante Fördervolumen von 5,5 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre ist also beträchtlich und gut angelegtes Geld.

Entscheidend ist aber, was wir als Land grundsätzlich unternehmen, um unsere Innenstädte und den Handel bis 2030 und darüber hinaus lokal, stark und digital zu machen. Der aktuelle Haushalt zeigt, dass wir dabei in die richtige Richtung gehen.

Stadtentwicklung

Mit Weitblick müssen wir auch über Stadtentwicklung sprechen. Die Innenstadt der Zukunft muss viele Funktionen übernehmen: Einkaufen, arbeiten, wohnen, inspirieren, Begegnungen schaffen und Menschen zusammenbringen.

Was uns die Citymanagerinnen und Innenstadtvereine auf den Weg geben, ist klar:

Erstens müssen wir darauf achten, dass eine gute Mischung in den Innenstädten herrscht - aus Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Kultur. Denn Vielfalt ist attraktiver als Einheitsbrei. Wenn ich als Kunde eine Jeans brauche, komme ich einmal. Wenn es in der Stadt auch Lebensmittel und Bücher gibt, komme ich öfters. Das ist aber nicht einfach. Wir als Land können niemandem vorschreiben, an wen er oder sie vermietet – hier sind die Kommunen in der Pflicht, ein Auge drauf zu haben – eine kluge Flächenpolitik zu betreiben.  

Und wir müssen dafür sorgen, dass sich die Menschen in den Zentren sicher und wohl fühlen. Denn Flanieren bringt Frequenz und Frequenz bringt wiederum Umsatz. Der Einzelhandel profitiert davon, wenn die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten und Ortsmitten steigt.

Mobilität

Und um es nochmals klar zu sagen: Verkehrsberuhigte Bereiche machen unsere Innenstädte und Ortskerne nicht weniger attraktiv – das Gegenteil ist der Fall! Studien aus der ganzen Welt zeigen: Viele verkehrsberuhigende Maßnahmen helfen dem Handel weit mehr, als dass sie ihm schaden.

Und deshalb müssen in der Zukunft sichere durchgehende Radwege oder eine bessere ÖPNV-Anbindung so selbstverständlich zum Stadtbild dazu gehören wie einst Parkplätze und Durchgangsstraßen.  

Klimaresilienz

Wenn wir unsere Innenstädte lebensfähig machen möchten, müssen wir auch an die Folgen der Klimakrise denken. Brütende Hitze, wenig Schatten, dazu Großstadtlärm und Smog: Die Sommer werden auch bei Ihnen in Mühlacker und Pforzheim immer heißer - und anstrengender. Es gibt bereits Kommunen, die sich darauf vorbereiten und ihre Infrastruktur anpassen.

Die Innenstadt von morgen darf keine Brutkammer sein. Sie muss sich kühlen und auch in der Mittagssonne Arbeit und Zusammenleben ermöglichen – über Grünflächen, Schattenplätzen bis zu den großen Fragen des Städtebaus. Und auch hier unterstützt das Land die Kommunen über die Städtebauförderung. Denn Maßnahmen zum Klimaschutz und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel müssen weiter und noch konsequenter vorangetrieben werden.

Unser Handel soll lokal, stark und digital sein. Wir haben die Transformationsprozesse bei uns im Blick und ziehen mit dem Handel gemeinsam an einem Strang. Wir unterstützen den Einzelhandel beim Aufbau lokaler digitaler Plattformen. Das ist ein ganz wichtiges Puzzleteil, mit dem wir unseren lokalen Einzelhandel stärken. Und wir stärken die kommunale Selbstverwaltung durch die Förderung der Innenstadtberatung und ermutigen mit den Sofortprogrammen Unternehmerinnen und Unternehmern, den Traum vom eigenen Geschäft anzugehen.

Denn die Innenstadt ist und bleibt Lebensmittelpunkt, Begegnungsort und auch Wirtschaftszentrum. Dafür stehen wir ein.