Wirtschaftlicher Erfolg durch Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft war lange Zeit eher Worthülse oder ambitioniertes Versprechen einer fernen Zukunft als greifbare Realität. Steigende Rohstoffpreise und die sich verschärfende Klimakrise dienen als Anlass, selbst größte Skeptiker zu überzeugen. Der Vorsatz des Fachgesprächs „Vom Wollen ins Machen kommen – Kreislaufwirtschaft im Bau“ von Dr. Sandra Detzer MdB, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion und Gudula Achterberg MdL, im Grünen Arbeitskreis Landesentwicklung und Wohnen zuständig für nachhaltige Baustoffe, war daher eindeutig: Hindernisse aus dem Weg räumen, Menschen vernetzen und das Thema Kreislaufwirtschaft einen guten Schritt weiterbringen.

Andrea Lindlohr MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, betont: „Eine Hauptaufgabe besteht darin, dass was technisch bereits umgesetzt werden kann, auch rechtlich zu ermöglichen. Für die systematische Wiederverwendung von Bauteilen brauchen wir Wissen über die Eigenschaften dieser Bauteile und einen anwendbaren Rechtsrahmen. Die Zielsetzungen des Bundes und des Landes zur Klimaneutralität sind klar adressiert. Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft ist ausschlaggebend, um den Energie- und Ressourcenverbrauch signifikant zu reduzieren. Wir sind hier auf einem richtigen Weg.“

Dr. Andre Baumann MdL, Staatssekretär im Umweltministerium führt weiter aus: „Ohne Kreislaufwirtschaft können Klimaziele, egal ob weltweit oder in Baden-Württemberg, nicht erreicht werden. Baden-Württemberg ist mit dem Landes-Kreislaufwirtschaftsgesetz vorangegangen. Auch mit dem Innovationszentrum Zirkuläres Bauen, angesiedelt bei der Landesanstalt für Umwelt BW, ist ein Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft im Land erreicht worden.“

Klimawandel und Kreislaufwirtschaft: Die Verantwortung der Bauindustrie

Die Referentin und Referenten des Fachgesprächs stellen unter Beweis, dass Kreisläufe in vielen Bereichen der Bauwirtschaft und auch auf kommunaler Ebene bereits entstehen, aber mehr Anreize gesetzt und gute Beispiele weiterverbreitet werden müssen.

Johannes Übelhör, von den Stadtwerken Bad Saulgau berichtet über die Umstellung der kommunalen Ausschreibungen: „Der Einsatz von Sekundär-Rohstoffen braucht einen klaren politischen Willen und den hat unser Gemeinderat gezeigt. Nebeneffekt unserer veränderten Ausschreibepraxis mit dem Fokus auf Sekundär-Rohstoffe war eine vierprozentige Kostenersparnis. Damit hatten wir weder gerechnet noch kalkuliert. Wir sparen Geld, lösen Interessenkonflikte auf und schonen Flächen und Natur, all das mit einem einfachen Bonussystem, das die richtigen Anreize setzt.“· Christian Landes, Geschäftsführer N1 Trading GmbH erläutert, wie digitale Anwendungen Rohstoffe und Bauwirtschaft zusammenbringen können: „Um Raum für Deponien einzusparen, müssen die Akteure vor Ort zusammengeführt werden. Digitale Anwendungen, umgangssprachlich Apps, können helfen, dass ein Rohstoffkataster und eine Tiefbaufirma gematcht werden können, sodass beispielsweise Abbruchmaterial aus einem Brückenrückbau vor Ort bei einem anderen Projekt wiederverwendet werden kann.“

Walter Feeß, Geschäftsführer der Heinrich Feeß GmbH & Co. KG trägt die Vorteile und Anreize für R(essourcenschonender)-Beton zusammen: "Die Kreislaufwirtschaft von mineralischen Abfällen, ca. 55% Anteil am gesamten Abfallstrom, muss mehr Aufmerksamkeit erhalten, wenn wir einen aktiven Beitrag gegen den Klimawandel leisten wollen. Mit der Verwendung von Sekundärrohstoffen kann Fläche, Ressourcen und Deponievolumen gespart werden und es fallen i.d.R. weniger Transportwege als bei Primärrohstoffen an." Der erfahrene Unternehmer fügt bezüglich der Klimakrise hinzu: "Prof. Schellnhuber hat mit seiner Theorie recht: dort, wo es möglich ist, müssen wir nachwachsende Rohstoffe verwenden und Primärrohstoffe durch Sekundärrohstoffe ersetzen. Es liegt an uns allen, die richtigen Weichen zu stellen - damit kommende Generationen noch eine lebenswerte Zukunft haben!"

Carla Jung-König, die für die Universität Heidelberg und das Stadtplanungsamt Heidelberg vor Ort ist, bestärkt die Runde darin, die Kreislaufwirtschaft mit Leitplanken zu unterstützen: „Die Öffentliche Hand würde gerne mehr Kreislaufwirtschaft betreiben und die Ressourcen vor Ort nutzen. Jedoch benötigt sie dabei Unterstützung. Mit Förderlinien oder Musterausschreibungen könnte die Politik den Kommunen wichtige Hebel an die Hand geben, um Kreisläufe bei kommunalen Vorhaben zu schließen. Auch eine Integration in bestehende Abläufe und Verfahren zum Schutz von Ressourcen (bspw. Eingriffs-Ausgleichbilanzierung) könnte angedacht werden."

CO2 Neutralität als Zwischenschritt 

Kreislaufwirtschaft ist keine ferne Zukunftsvision mehr. Steigende Preise für Rohstoffe, Logistik und CO2 machen Wiederverwertung vor Ort leist- und bezahlbar. Bestand muss zukünftig kritischer auf seinen möglichen Erhalt hin geprüft werden. Im Fall eines Abrisses wird Altmaterial zur wertvollen Rohstoffquelle, die möglichst vollständig ausgeschöpft werden sollte. Es muss mehr Anreize für die Bauwirtschaft geben, bereits in der Planung und in der späteren Umsetzung so zu bauen, dass Rohstoffe ein zweites Leben erfahren können. Zu häufig wird mit Baustoffen gearbeitet, die Verbindungen eingehen, die sich nicht mehr voneinander lösen lassen und so später statt Rohstoff Abfall werden. Auch im Anbetracht des kürzlich veröffentlichten Berichts über den weltweiten CO2-Ausstoß muss klar sein, dass in Zukunft bei Siedlungsprojekten mehr CO2 gebunden als ausgestoßen wird. CO2 Neutralität ist ein wichtiger Zwischenschritt, um dieses klimarelevante Ziel zu erreichen.

Dr. Sandra Detzer MdB, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion: „Die Beiträge des Fachgesprächs haben gezeigt, dass man mit Kreislaufwirtschaft schwarze Zahlen schreiben kann und Kommunen damit bares Geld sparen können.“

Gudula Achterberg MdL, Im Arbeitskreis für Landesentwicklung und Wohnen, zuständig für nachhaltige Baustoffe: „Ein großer Vorteil des Föderalismus, das wurde auch im Fachgespräch deutlich, ist es, das einzelne Länder vorangehen können. Landesbauordnungen können dafür ausschlaggebend sein, sortenreines Bauen zu ermöglichen. Auch in der Europäischen Union gibt es Vorbilder, an denen sich The Länd messen kann und muss.“