Soziales und Gesellschaft

Sicher feiern? Aber sicher!

Draußen ist es dunkel, Bässe wummern, Füße heben sich im Takt. Feiern macht Spaß – vor allem, wenn sich dabei alle sicher fühlen. Fakt ist jedoch, dass in Clubs, Bars und anderen Eventlocations Drogen konsumiert werden – legale, wie illegale. Wie können die Risiken, die im Zusammenhang mit Drogenkonsum stehen, minimiert werden? Wie ein sicheres Nachtleben gefördert werden kann, diskutierte unser suchtpolitischer Sprecher Josha Frey beim Fachgespräch mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis.

Drogenkonsum birgt viele Risiken: die Gefährdung der eigenen Gesundheit, psychische und körperliche Gewaltanwendung, sexuelles Risikoverhalten, Vandalismus und Nachtruhestörung…

Ein Netzwerk mit Gütesiegel für Einrichtungen des Nachtlebens könnte helfen, die positiven Aspekte des Nachtlebens zu stärken und die Risiken zu minimieren. Beispielhaft dafür ist das Schweizer Konzept „Safer Clubbing“. Laut Alexander Bücheli von Safer Clubbing engagiert sich der Verein für Anliegen der Prävention, Gesundheitsförderung und der Schadensminderung. Neben der Förderung der Qualität setze sich Safer Clubbing aktiv für die Anliegen ihrer Mitglieder ein.

Ein ähnliches Konzept verfolgt das Präventionsprojekt „Take“ aus Stuttgart. Es bietet aufsuchende Information und Beratung, Peer-Arbeit (Schulungen, Begleitung) und Öffentlichkeitsarbeit vereint. Laut dem „Take“-Team um Juliane Blanck, Maren Schusser und Philipp Weber ist die Nachfrage nach den Projekteinsätzen groß und steige seit Projektbeginn. Das Team bedauerte aber, dass manche Veranstalter die Einsätze von „Take“ ablehnen aus Sorge, von außen als „drogenbetroffen“ und gegebenenfalls polizeilich verdächtig wahrgenommen zu werden. Das „Take“-Team fordert von Politik und Verwaltung ein offizielles Bekenntnis zum Projekt und eine bessere und langfristige finanzielle Unterstützung.

Dr. Ute Mons und Sebastian Simon erweiterten die Perspektive auf das Thema. Sie aus dem Blickwinkel der Wissenschaft, er aus dem eines Clubbetreibers.

Dr. Mons, die der Leitung der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg angehört, betont, dass Präventionsprogramme niedrigschwellig, gut verzahnt und in eine gesundheitspolitische Gesamtstrategie eingebunden werden müssen.

Simon geht auf die Schwierigkeiten für Clubbetreiber im Umgang mit Dealern und Konsumenten ein. Er betont, dass sie bereits die größtmögliche Sorgfältigkeit bei der Kontrolle anwenden, fragt aber: „Wo fängt das an und wo hört das auf?“ Ein großes Problem seien aktuell auch die Legal Highs.

Die Expert*innen waren sich weitgehend einig: Der Austausch zwischen den verschiedenen Stakeholdern des Nachtlebens muss besser werden.

Hierzu bietet das Konzept „Safer Clubbing“ ein gutes Beispiel: Am Runden Tisch tauschen sich Club- und Barbesitzerinnen, Veranstalter, Polizei, Entscheidungsträgerinnen, Anwohner, Sanitäterinnen und Sozialarbeiter regelmäßig aus und erarbeiten gemeinsam Verbesserungsansätze.

Laut den Expert*innen spielen Schulungen für Mitarbeiter*innen eine besonders große Rolle. Die Teilnahme an Schulungen sollte weiterverbreitet und systematisiert werden.

Zentraler Punkt der anschließenden Diskussion war die Forderung nach einer Überarbeitung der Suchtpolitik. Das Verbot von Cannabis schaffe es faktisch nicht, den Konsum zu verhindern und stelle eher ein Hindernis zur Suchtprävention und Frühinterventionen dar. Generell verhindere die Kriminalisierung von Drogenkonsum einen offenen Umgang mit den damit verbundenen Risiken und erschwere den Zugang zu Hilfsangeboten.

Diskussionsteilnehmende forderten eine gesetzliche Grundlage zur Ermöglichung von Drugchecking-Angeboten (Möglichkeiten zum Überprüfen der Inhaltsstoffe von Drogen). So sollen die Gefahren, die beim Konsum von Substanzen mit einer nicht bekannten Zusammensetzung entstehen können, vermindert werden.

Ein sicheres Nachtleben ist ein wichtiger Baustein, um die Sicherheit im öffentlichen Raum zu stärken. Unsere Fraktion hat ein Sicherheitskonzept für lebenswerte, öffentliche Räume in Baden-Württemberg erarbeitet. Alle Akteure der Stadt – von den Wohnungsbauunternehmen über die Vereine und sozialen Dienste bis zum Ordnungsamt – sollen mit den Anwohnerinnen und Anwohnern zusammen Lösungen für die konkreten Probleme vor Ort finden. Denn: Frei lebt, wer sich sicher fühlt.