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Fachgespräch Bildung: Die Ganztagesschule erobert das Ländle

Gruppenarbeit - Foto: Christian Schwier / Fotolia.com

Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, eine Ganztagsschule in erreichbarer Entfernung besuchen zu können.

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Jahrzehntelang war die Ganztagschule ein Schulversuch, seit Juli 2014 ist sie im Schulgesetz verankert. Aber was hat sich mit dem Gesetz für die Ganztagsgrundschule und die Grundstufen der Förderschulen verändert? Wie läuft die Umsetzung in der Praxis? Wo benötigen die Akteure vor Ort noch Unterstützung? Der Arbeitskreis Bildung der Fraktion hat Experten aus Schule, Sport- und Kultureinrichtungen sowie Eltern und Schüler zu einem Fachgespräch eingeladen. Im Vordergrund stand der Austausch und die Diskussion.


Was hat sich mit der gesetzlichen Verankerung der Ganztagsschule verändert?

Sandra Boser: Mit der Verankerung haben wir nicht nur ein jahrzehntelang andauerndes Provisorium beendet, sondern vor allem für alle Beteiligten – Schulleitungen, Schulträger, Eltern und Schüler – verlässliche Rahmenbedingungen  geschaffen. Unser Ziel ist der flächendeckende Ausbau. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, eine Ganztagsschule in erreichbarer Entfernung besuchen zu können. Damit werden wir der Vereinbarkeit von Familie und Beruf genauso gerecht wie den zusätzlichen Fördermöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler. 

Was macht gute Ganztagsschule in Baden-Württemberg aus?

Boser: Für uns Grüne ist entscheidend, dass die Ganztagesschule einen pädagogischen Mehrwert bietet. Es geht uns um ein qualifiziertes Bildungsangebot, nicht um ein Betreuungsangebot. Ein wesentliches Element dafür ist unserer Ansicht nach eine  stärker abgestimmte Rhythmisierung die den Kindern in ihrer Entwicklung unterstützt. Es hat sich auch gezeigt, dass die Akzeptanz der Eltern für den Ganztag dann sehr hoch ist, wenn ein überzeugendes pädagogisches Konzept vorliegt. Unser Konzept, das Schulträgern und Eltern die Wahl lässt zwischen der verbindlichen Form der Ganztagsschule, an der alle Kinder einer Schule teilnehmen, und der Wahlform, bei der die Eltern entscheiden, ob sie ihr Kind anmelden, hat sich aus unserer Sicht bewährt. Die verschiedenen Zeitmodelle passen sich den Bedürfnissen vor Ort an. An vielen Schulen klappt das sehr gut, oftmals deshalb, weil ein hoher persönlicher Einsatz dahinter steckt. Wichtig ist dabei, dass die Schulen für sich ein gutes pädagogisches Profil finden.

Wie kann die Qualität der Ganztagsschule weiter ausgebaut werden?

Boser: Wir sehen vor allem an zwei Stellen noch Verbesserungspotential: Beim Thema Monetarisierung müssen wir die bestehenden Angebote eingehend prüfen. Mit der Monetarisierung sollen außerschulischer Kooperationspartner eingebunden werden, die durch  Zusatzangebote den Schulalltag bereichern und dadurch Kinder erreichen die diese Angebote sonst nicht kennenlernen würden.
Unser zweites Augenmerk wollen wir auf das Mittagsband legen. Da ist die Qualität der Angebote noch sehr weit gestreut. Hier müssen wir nachbessern und ein Konzept entwickeln, das diesen Zeitraum eben auch als sozialen Lernraum aufwertet.