Vom Plenarsaal in die Gaststube: Boser hilft im Restaurant "Grüner Baum" aus

11 Uhr morgens in Lahr im Schwarzwald. Sandra Boser steht samt Schürze in der Gaststube des Restaurants „Grüner Baum“ in Lahr und tauscht sich mit den Betreibern Astrid und Martin Feger aus. Nach kurzer Einweisung geht es für die Grünen-Politikerin los. Jetzt heißt es: Anpacken!

Der typische Arbeitsmorgen einer Servicekraft beginnt mit dem Serviettenfalten. Danach werden die Tische eingedeckt, schon kommen die ersten Gäste. Die Abgeordnete merkt, wie wenig Zeit ihr für die einzelnen Aufgaben bleiben. Martin Feger bestätigt ihren Verdacht: „Aufgrund der verschärften Bürokratisierung hat man viel weniger Zeit für das Kerngeschäft. Vor allem für kleine Unternehmen bedeutet die Dokumentation viel Aufwand.“ Sandra Boser stimmt ihm zu. Sie will sich für den Abbau von Bürokratie einsetzen, damit Firmen möglichst effizient arbeiten können.

Beim Pressegespräch dreht sich vieles um das Thema bessere Bezahlung. „Das Handwerk und die Vergütung in der Gastronomie muss attraktiver gestaltet werden. Mehr Lohn lockt mehr Auszubildende an.“ Fachverbände und Politik stünden hierzu im Austausch – mit handfesten Ergebnissen: Aus den Gesprächen sei unter anderem das neue Fach „Wirtschaft, Studien- und Berufsorientierung“ entstanden, das die berufliche Orientierung an allen Schularten vertiefen soll.

Das Schlaglicht fällt auf das zentrale Thema – den Fachkräftemangel. Fehlende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machten der Branche ordentlich zu schaffen, so Gaststättenchef Feger, der auch im Vorstand der örtlichen DEHOGA ist. „Wir haben noch wenig Probleme, geeignetes und qualitativ hochwertiges Personal zu finden, bei den Kolleginnen und Kollegen sieht das jedoch oftmals anders aus.“ Grünen-Abgeordnete Boser betont, dass ein Zuwanderungsgesetz dringend notwendig sei, das den legalen Zugang zum Arbeitsmarkt ermögliche.

„Die Wirtschaft sucht händeringend nach Fachkräften. Gerade Baden-Württemberg als wirtschaftsstarker Standort steht unter erheblichem Druck. Damit unsere Wirtschaft weiter so stark ist, müssen wir mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen“, sagt Boser.

Gastronom Feger fordert als Entlastung unter anderem einen geringeren Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent – ähnlich wie bei Bäckereien oder Metzgereien. Insgesamt stünde sein Restaurant vor einer ungewissen Zukunft. „Wir werden mit verkürzten Öffnungszeiten und einem reduzierten Angebot Leben müssen. Qualität ist weiterhin das Wichtigste, um bestehen zu bleiben“, sagt Feger.

Nach einem eintägigen „Schnupperkurs“ in einem gastronomischen Betrieb geht es für Sandra Boser nach Hause. Ihr Fazit: „Ein super interessanter Vormittag“. Während ihrer Schulzeit habe sie selbst drei Jahre in der Küche einer Gastronomie verbracht. „Der Job macht Spaß, aber es wird körperlich viel verlangt.“ Für das nächste Jahr plant sie einen Tag in der Kita auszuhelfen.