Mobilität
Radland BW - 15 Jahre Erfolgsgeschichte
Was haben Backnang, Bietigheim-Bissingen, Böblingen und Bretten gemeinsam? Klar, sie liegen alle in Baden-Württemberg und die Namen beginnen mit „B“. Aber das meine ich nicht. Ist es das Parteibuch der Oberbürgermeister?
Nein, die gehören alle unterschiedlichen politischen Lagern an. In der genannten Reihenfolge sind das übrigens: Freie Wähler, SPD, Grüne und CDU – das kann es also nicht sein.
Nein - es sind Mitglieder der AGFK - der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg. Sie gehören damit zu einem Netzwerk von mittlerweile weit über 100 Kommunen, die sich - über alle Parteigrenzen hinweg! - für die aktive, nachhaltige Mobilität ihrer Menschen vor Ort engagieren. Und das mittlerweile seit 15 Jahren! Herzlichen Glückwunsch, liebe AGFK!
Und ich freue mich zum Geburtstag heute auch ganz besonders, die AGFK Baden-Württemberg zu Gast hier im Haus begrüßen zu dürfen:
Herzlich Willkommen Günter Riemer - seit 2018 AGFK- Vorstandsvorsitzender und bis Januar diesen Jahres Erster Bürgermeister von Kirchheim unter Teck. Und herzlich willkommen Anna Hussinger, Geschäftsführerin der AGFK!
Als sich die AGFK am 04. Mai 2010 gegründet hat – als zweite in Deutschland! – waren es 19 Vorreiter-Kommunen – 17 Städte und 2 Landkreise – die sich gemeinsam ein Ziel gesetzt haben: Den Radverkehr zu stärken und damit eine aktive und nachhaltige Mobilitätskultur zu etablieren!
Das hat offensichtlich einen Nerv getroffen!
Heute - 15 Jahre später - leben 82 % aller Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger in einer AGFK-Kommune! 71 Städte - darunter alle baden-württembergischen Städte über 40-tausend Einwohner*innen - gehören mittlerweile dazu, außerdem 15 Gemeinden, alle 9 Stadtkreise und zwei Drittel aller Landkreise!
Ziele der AGFK
Was sind die Ziele der AGFK? Schauen wir in die Satzung:
Es sind die „systematische Förderung des Fahrradverkehrs als umweltfreundliches Verkehrsmittel“, „die Verbesserung der Verkehrssicherheit“ und „die Bildung und Erziehung im Mobilitätsbereich“.
War sie ursprünglich nur auf den Radverkehr fokussiert, hat sie sich erweitert: Zweck des Vereins ist auch „die systematische Förderung des Fußverkehrs“ – inklusive der „Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum.“
Wer sollte da etwas dagegen haben?
Was macht die AGFK
Wie strebt sie diese Ziele an?
Zum Beispiel mit:
- Beratung und Informationsaustausch: Wie kostenlosem Planungscheck, monatlichem digitalem Frühstück, Fach-Arbeitsgruppen etc.
- Mit Aktionen und Kampagnen: Wie der mitmach-Aktion #allesgeht, der Cargobike-roadshow, Nikolaus- und Brötchentüten-Aktionen.
- Mit Fachpublikationen: Zum Fahrradparken, der Öffnung von Einbahnstraßen, Hol- und Bringzonen im Schulumfeld,
- Mit Fachseminaren und Exkursionen – auch mal in benachbarte Bundesländer – kann ich sehr empfehlen!
Und vielem anderem mehr.
Sie organisiert also den Erfahrungsaustausch, damit nicht jede Kommune das Rad für sich neu erfinden muss. Sie ist für ihre Mitglieder erste Anlaufstelle rund um den Fuß- und Radverkehr, fachlich fundiert, service-orientiert und parteiunabhängig.
Politisches Selbstverständnis AGFK – passen zum Land
Dabei bekennen sich alle AGFK-Mitglieder zu einem klaren Leitbild - der „Vision 2030: Vorrang für Fuß und Rad“! Was heißt das?
Zufußgehen und Radfahren soll vor Ort so einfach, sicher und bequem werden, dass Fuß und Rad im Alltag die erste Wahl sind! In AGFK-Kommunen soll bis 2030 mindestens die Hälfte aller Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden!
AGFK als Partnerin
Auch für uns als Land ist die AGFK eine wichtige Partnerin:
Ohne guten Draht in die Kommunen, ohne dortiges Verständnis können wir die Landesziele im Rad- und Fußverkehr wohl kaum erreichen, denn etwa 80 % der Radinfrastruktur und ein Großteil der Maßnahmen für den Fußverkehr wird von und in den Kommunen umgesetzt!
Und umgekehrt vertritt die AGFK die Interessen ihrer Mitglieder beim Land, im Verkehrsministerium und bei uns Abgeordneten. Sie ist z.B. regelmäßiger Gast beim Parlamentskreis Fahrrad. Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg heißt hier: Kommunen und Land - Hand in Hand!
Fahrradland BW
Die Erfolgsgeschichte der AGFK zeigt also überdeutlich:
Aktive Mobilität, gewinnt in Stadt und Land immer mehr an Bedeutung! Wir sind ein Fahrradland“!
Fuß- und Radverkehr sind eben keine Nischenthemen. Rad- und Fußverkehr sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen!
Das bestätigen zum Beispiel auch die repräsentativen Forsa-Umfragen zum Thema „Mobilität und Verkehr in Deutschland“ und ergänzend „in Baden-Württemberg“:
Rund die Hälfte der Menschen in Baden-Württemberg will mehr breite und attraktive Gehwege.
Eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit findet, dass mehr Radwege, mehr Radschnellwege und auch mehr Fahrradabstellplätze gebaut werden sollten!
Radland BW - Erfolgsgeschichte
Das Radland Baden-Württemberg ist eine Erfolgsgeschichte! Dabei mussten wir, als wir Grüne das Verkehrsministerium übernommen haben, nahezu bei Null angefangen – jetzt sind wir bundesweit in der Spitzengruppe. Die anderen Länder schauen uns hinterher!
Wir haben die Rad- und die Fußverkehrspolitik in Baden-Württemberg auf ein ganz anderes Level gehoben:
Zum Beispiel mit unseren Radschnellverbindungen, die nur bei uns wie Straßen eingestuft und behandelt werden. Hier sind wir in Planung und Bau bundesweit führend. Bis 2030 wollen wir 20 Radschnellverbindungen im Land haben!
Mit unserem alltagstauglichen RadNETZ – dem flächendeckenden Netz von Radwegen ohne Lücken, mit einer Länge von knapp 8000 km, die ein sicheres Vorankommen ermöglichen sollen. Mit unserer Kampagne RadKULTUR – zur der z.B. auch das StadtRADELN gehört – das erfolgreichste Bewegungsprojekt des Landes. Und natürlich mit unserer RadSTRATEGIE – die als konzeptionelle Grundlage alle relevanten Teilaspekte der Radverkehrsförderung abdeckt und zusammendenkt. Und, jüngst beschlossen:
Wir schenken den Kreisen Radkoordinator:innen, wir übernehmen unbefristet die Personalkosten.
Radland BW - Ergebnis
Bundesweite Vorreiterkommunen beim Radverkehr liegen im Land: wie Karlsruhe, Freiburg und Tübingen. Den Radverkehrsanteil konnten wir um die Hälfte steigern. All diese Erfolgsprojekte und noch vieles mehr setzen wir gemeinsam mit unseren Kommunen im Land um – wir geben Ihnen dafür Wissen, aber natürlich auch hohe Fördermittel!
Aber viele Weichen müssen doch auf Bundesebene gestellt werden, zum Beispiel endlich innerorts Regel-Tempo 30 einzuführen! Ich bitte Sie, Kollege Dörflinger: Nutzen Sie Ihre guten Kontakte nach Berlin und setzen auch Sie sich bei Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder für Tempolimits ein!
AGFK Deutschland
Und das bringt mich zum Schluss zum zweiten aktuellen Anlass, der AGFK eine Aktuelle Debatte zu widmen: denn im April hat sich die AGFK Deutschland gegründet.
Sie hat das Ziel, die Interessen der Kommunen im Fuß- und Radverkehr auch in bundesweite Entscheidungen einzubringen. Und den bundesweiten Austausch zu fördern und Synergien zu nutzen.
Die AGFK Deutschland bündelt dabei die Kräfte von über 1.000 Kommunen. 11 der 13 AGFKs der Flächenländer sind dabei. Unsere AGFK BW hat dabei eine führende Rolle übernommen.
Ich bin sicher, die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg wird weiterhin im Land sowie jetzt auch auf Bundesebene viel bewegen und entscheidend zur Weiterentwicklung und Stärkung von Fuß- und Radverkehrs beitragen!
Und ich bin sicher, dass die AGFK auch für Sie, werte Kolleginnen und Kollegen, ein Gewinn vor Ort ist. Sprechen Sie ihre Verwaltungen an – werben Sie für die AGFK!
Dann klappt das auch mit den sicheren Radwegen – damit sie auch morgen noch kraftvoll Radfahren können!