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Poreski: Junge Menschen im Fokus der Corona-Politik

„Wir alle sind den Kindern und Jugendlichen in unserem Land zu großem Dank verpflichtet. Die allermeisten von ihnen haben in dieser besonderen Situation, eine beispielhafte Solidarität bewiesen. Obwohl weitaus weniger gefährdet und weit weniger am Infektionsgeschehen beteiligt als die sonstige Bevölkerung, haben Kinder und Jugendliche viele Opfer gebracht. Sie haben damit sehr viele ältere Menschen vor einer Infektion geschützt und vielen das Leben gerettet“, sagt unser Experte für Kinder- und Jugendpolitik, Thomas Poreski, in der Aktuellen Debatte „Stärker aus der Krise – Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen im Fokus der Corona-Politik“.

„Wenn wir uns jetzt über sinkende Infektionszahlen freuen, dann hat das viele Gründe. Aber ohne die Mitwirkung der jungen Menschen hätten wir es nicht geschafft!

Dafür gebührt ihnen nicht nur unser herzlicher Dank, sondern auch unsere Solidarität, wenn es um ihre Anliegen geht - um ihre Zukunft, um die Zukunft des Planeten, aber auch um die Beseitigung der Schäden, welche die Pandemiebekämpfung bei vielen jungen Menschen hinterlassen hat. Denn es sind gerade junge Menschen, die unter den Lockdownbedingungen gelitten haben, deutlich stärker als ältere,“ so Poreski weiter.

Psychische Erkrankungen

Kinder und Jugendliche und deren Eltern, ihre Lehrer*innen, Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen berichten von Kopfschmerzen, von Depressionen und Panikattacken. Mindestens 30 Prozent zeigen nach der renommierten Copsy-Studie Anzeichen ernsthafter psychischer Erkrankungen. Wir sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit einer gestiegenen Zahl an Erstanträgen und Akutbehandlungen konfrontiert. Und das vor dem Hintergrund, dass sich die Zahl der therapiebedürftigen Kinder schon zwischen 2009 und 2019 verdoppelt hatte.

Häusliche Gewalt

Offenkundig ist auch, dass mit den Kontaktbeschränkungen die Gewalt gegen Kinder im häuslichen Umfeld zugenommen hat. Der Beauftragte der Bundesregierung Rörig spricht von einer massiven Zunahme bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder.

Viele dieser Nöte und Probleme wurden auch bei dem Jugendhearing deutlich, das Sozialminister Manne Lucha im Mai durchgeführt hat.

Corona-Folgeschäden entgegenwirken

Klar ist deshalb: Wir müssen auf diese Herausforderungen als Politik, gemeinsam mit dem Gesundheitswesen, Antworten suchen und finden. Der grün-schwarze Koalitionsvertrag gibt hierfür die Richtung vor. Wir wollen kurzfristig einen ressortübergreifenden Masterplan entwickeln, um einer Verfestigung von Corona-Folgeschäden bei Kindern, Jugendlichen und ihren Familien entgegenzuwirken. Der Masterplan soll ein ambitioniertes Bildungsprogramm umfassen und Maßnahmen definieren, um die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu stärken.

Schul- und Studienbetrieb

Kinder und Jugendliche benötigen Verlässlichkeit für einen geregelten Schulbetrieb. Kultusministerin Theresa Schopper hat hier in den wenigen Tagen ihrer Amtszeit bereits erste wichtige Eckpunkte gesetzt. Das ist auch deshalb wichtig, weil Schulen nicht nur Lernorte sind, sondern mit die wichtigsten Lebens- und Begegnungsräume für Kinder und Jugendliche. Gerade in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung wird hier fürs Leben gelernt, in der Resonanz und in der notwendigen Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen. Dies gilt übrigens ebenso für Studierende. Wir begrüßen daher die intensiven Bemühungen von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer um ein gesichertes Präsenzstudium.

Beteiligungsrechte stärken

Unser Koalitionsvertrag hat für die jungen Menschen eine Botschaft: Wir sehen Euch, Eure Nöte und Eure Bedürfnisse! Wir stärken Eure Beteiligungsrechte in allen Lebensfeldern, führen das Wahlalter 16 ein und haben keinen Haushaltsvorbehalt, wenn es um die Folgen der Pandemie geht. Hier die notwendige Unterstützung zu verweigern, würde nämlich bedeuten: Wir verschieben Lasten auf die Zukunft. Genau dies werden wir vermeiden!

Kinder- und Jugendfreizeiten

Kinder und Jugendliche haben, soweit es die Pandemie zulässt, Anspruch auf Normalität. Deshalb ist es wichtig, dass in den Sommerferien unbeschwerte Kinder- und Jugendfreizeiten stattfinden können, von denen häufig auch benachteiligte Kinder profitieren.

Ich freue mich, dass es uns jetzt, mit dem Ministerium und den Jugendverbänden gelungen ist, Regelungen zu finden, die den Gesundheitsschutz und zugleich ein unbeschwertes Ferienerlebnis ermöglichen.

Junge Menschen im Zentrum der Politik

Zu unserer Verantwortung gehört auch, alles dafür zu tun, dass wir nie wieder in einen vergleichbar harten Lockdown gehen müssen. Dies umfasst systematische Schnelltests und das Impfangebot für Kinder ab 12 Jahren.

Wir sollten also bei aller Sehnsucht nach Normalität nicht das Gestern und nicht das Morgen vergessen. Viele junge Menschen haben dies erfreulicherweise verstanden. Sie gehen wieder, wie Fridays for Future, für ihre Anliegen auf die Straße. Sie streiten, oft auch mit uns, für eine bessere Zukunft.

Lassen Sie uns dieses Anliegen in dieser Wahlperiode zum gemeinsamen Projekt der demokratischen Fraktionen machen. Lassen Sie uns zuhören und neugierig bleiben. Lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten, dass sich gerade junge Menschen in einer offenen Gesellschaft zuhause fühlen!