Umwelt und Naturschutz

Aktuelle Debatte: Baden-Württemberg als Denkfabrik für Ressourceneffizienz

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Bettina Lisbach: Think Tank „Industrielle Ressourcenstrategien“ steht für Zukunftsverantwortung von Politik und Industrie. Es geht darum, Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im ressourcenarmen Baden-Württemberg zu steigern.

Wir wollen Baden-Württemberg damit zur internationalen Nummer eins bei Ressourceneffizienz und Umwelttechnologien machen. Der Think Tank solle national und international ein Aushängeschild dafür werden, dass „Made in Baden-Württemberg“ nicht nur für höchste Qualität und bestmögliche Technik stehe, sondern auch für größtmögliche Nachhaltigkeit. "Wir schaffen das, indem wir sparsam sind und wenig verbrauchen, indem wir nichts verkommen lassen, indem wir Reste verwerten und Gebrauchtes wiederverwerten. Oder, um es ins Wirtschaftsdeutsch zu übersetzen, indem wir Rohstoffe effizienter nutzen, Produktionsprozesse in Kreisläufen führen, indem wir auf Recycling und Wiedergewinnung setzen", so Bettina Lisbach in unserer Aktuellen Debatte. 

Davon profitierten die Umwelt und das Klima, außerdem stecke darin eine große Chance für den Wirtschafts-standort Baden-Württemberg. „Der deutschlandweit einzigartige Think Tank soll Impulse in Rohstoff- und Ressourceneffizienzfragen geben, Wege aufzeigen und Trends erkennen. Er berät Politik und Wirtschaft auf wissenschaftlicher Basis und soll gewissermaßen ein Lotse in die Zukunft sein“, so Lisbach.

Enstcheidender Wettbewerbsvorteil für unser rohstoffarmes Land

„Für Baden-Württemberg als rohstoffarmes Land mit einem hohen Anteil industrieller Wertschöpfung ist der sparsame Umgang mit Rohstoffen und die Rückgewinnung von Ressourcen aus Abfällen eine umwelt- und wirtschaftsstrategische Kernfrage. Wir sind davon überzeugt: Wir können produktiv und nachhaltig sein. Ein möglichst sparsamer und effizienter Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen und Rohstoffen mache den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg unabhängiger von Rohstoffimporten sowie von geopolitischen Krisen.

Unsere Unternehmen bekommen damit mehr Einfluss auf den größten Kostenfaktor im Produktionsprozess, die Materialkosten. Gleichzeitig leisten sie einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen, denn die Rohstoffgewinnung ist mit umfangreichen Eingriffen in die Natur und Umwelt verbunden. „Wenn wir die Rohstoffe effizienter nutzen und wenn wir sie mittels intelligenter Kreislaufführung, beispielsweise mit Hilfe der Digitalisierung, aus unseren Abfällen wiedergewinnen, können wir diesem Trend entgegenwirken. Hierfür soll der Think Tank neue Ideen und Konzepte entwickeln“, so Lisbach.

Umgang mit Ressourcen besser anpassen

Aber wir müssen nicht nur Stoffe effizient nutzen, auch unsere Systeme müssen effizienter werden. Mobilität ist hier ein gutes Beispiel. Viele Autos stehen die meiste Zeit ungenutzt auf der Straße. Wenn sie fahren, transportieren sie oft nur eine einzige Person. Viele Gebäude werden oft nur zu 50 % ihrer Lebenszeit genutzt, viele Gerätschaften und Maschinen kommen nur ganz selten zum Einsatz. Auch hier lassen sich intelligente Lösungen entwickeln, und auch hier lassen sich mit weniger Rohstoffeinsatz Kosten sparen. Was braucht es, damit wir das schaffen? Es braucht vor allem eine Trendumkehr im Denken, es braucht Ideen, es braucht Freiheit zu Kreativität, und es braucht auch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Zusammengefasst braucht es eigentlich genau das, wovon wir in Baden-Württemberg ja besonders viel haben, nämlich Tüftler- und Erfindungsgeist. Damit machen wir Baden-Württemberg dann auch zur Denkfabrik für Ressourceneffizienz und für effiziente Systeme.

Wirtschaft und Wissenschaft sind mit im Boot

Diese Idee der Denkfabrik nimmt aktuell sehr konkret Gestalt an. Die Landesregierung hat vor Kurzem beschlossen einen Thinktank für industrielle Ressourcenstrategien einzurichten. Dies ist eine Plattform, die dazu gedacht ist, Kompetenzen aus verschiedenen Ressourceneffizienzbereichen zusammenzuführen und ganzheitliche Lösungen zu erarbeiten – all das in engem Zusammenspiel von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Diese Plattform soll Impulse geben für eine sparsame und effiziente Rohstoffnutzung, und sie soll zugleich Ideenschmiede sein und als Aushängeschild für Innovation und Ressourceneffizienz in Baden-Württemberg dienen.Der Think Tank ist zunächst auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt. Die Kosten von zwei Millionen Euro im Jahr sollen sich das Land Baden-Württemberg und die Industrie teilen. Verortet wird der Think Tank am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Professor Dr. Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales, ist der Sprecher des Think Tank. Ein Projektbeirat berät über die strategischen Themen und zu bearbeitenden Fragestellungen des Think Tank.