Wie gelingt eine Mobilitätspolitik, die alle Menschen gleichermaßen erreicht?
Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops “Frauen gehen schon ihren Weg II – Wege ebnen statt nur gehen”. Vertreterinnen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Praxis diskutierten gemeinsam Wege zu mehr Gleichstellung im Verkehrssektor mit einem klaren Ziel: Mobilität soll sich stärker an den realen Lebenswelten und Bedürfnissen von Frauen orientieren.
Zu Beginn erinnerte der Workshop an die Ergebnisse des vorherigen Fachgesprächs und knüpfte an den aktuellen FaFo-Report “Gleichstellung in der Mobilität” des Verkehrsministeriums an. Dieser macht deutlich, dass Frauen besonders auf verlässliche, sichere und alltagstaugliche Mobilität angewiesen sind. Mobilitätspolitik ist damit immer auch Gleichstellungspolitik.
„Mobilität bedeutet Freiheit und Selbstbestimmung. Frauen müssen sich im öffentlichen Raum sicher und selbstbestimmt bewegen können“, sagt Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Elke Zimmer.
Sie verwies zugleich auf die Studie “Gleichstellung in der Mobilität” für Baden-Württemberg, die zeigt, dass Frauen zwar nach wie vor auch im Verkehrsbereich strukturell benachteiligt werden, aber dass es eben wirksame Maßnahmen gibt, damit alle Menschen von einer gerechteren und inklusiveren Gestaltung des Verkehrs profitieren.
Einen wissenschaftlichen Impuls lieferte Dr. Claudia Hille, Professorin für Radverkehr in Karlsruhe. Sie zeigte auf, dass Mobilitätsverhalten sozial geprägt ist und sich bei Frauen deutlich von dem der Männer unterscheidet: Frauen würden häufiger kürzere, komplexe Wegeketten zurücklegen. Außerdem würden Frauen den öffentlichen Nahverkehr stärker nutzen und hätten aber auch öfter Sicherheitsbedenken im öffentlichen Raum. Sie sagt:
„Ein Verkehrssystem, das für Frauen gut ist, ist am Ende ein besseres für alle.“
Dazu braucht es gendersensible Beteiligungsprozesse, eine bessere Datengrundlage (Schließen der Gender Data Gap) sowie eine barrierefreie, sichere und sozial gestaltete Infrastruktur.
In vier Thementischen wurden anschließend praxisnahe Lösungen diskutiert:
- Rad- und Fußverkehr: Mehr Sicherheit, Alltagstauglichkeit und Diversität in der Planung. Kommunen sollen regelmäßig das Sicherheitsgefühl erheben und gendersensible Standards in der Infrastruktur verankern.
- ÖPNV: Zuverlässigkeit, Erschwinglichkeit und Sicherheit sind Grundpfeiler gleichberechtigter Mobilität. Gefordert wurden ein landesweites Sozialticket, barrierefreie Angebote bis 2030 sowie geschlechterdifferenzierte Mobilitätsdaten.
- Shared Mobility: Bessere Integration, Sicherheit und Alltagstauglichkeit sollen neue Nutzergruppen ansprechen. Notwendig sind wohnortnahe Standorte, vereinheitlichte Bezahlsysteme und Fahrzeuge, die verschiedenen Lebensrealitäten gerecht werden.
- Sicherheitsdesign: Sicherheit gilt als Voraussetzung für Teilhabe. Eine geschlechtergerechte Gestaltung des öffentlichen Raums – mit guter Beleuchtung, klaren Sichtachsen und inklusiver Beteiligung – wurde als Leitprinzip festgehalten.
Ergebnis
Der Workshop machte deutlich: Gleichstellung in der Mobilität erfordert konsequentes Handeln auf allen Ebenen: in der Planung, in der Politik und im Alltag. Wenn Strukturen sich an den tatsächlichen Lebensrealitäten orientieren, profitieren alle.