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Jagst ist nach Umweltkatastrophe nicht komplett tot

Kirchberg/Jagst - Die drei Umweltpolitiker Thomas Marwein, Bernd Murschel und Daniel Renkonen der Grünen-Landtagsfraktion haben sich am Donnerstag bei zwei Vor-Ort-Terminen in Kirchberg-Mistlau und Gerabronn-Elpershofen nach dem massenhaften Fischsterben über die aktuelle Situation an der Jagst informiert. Die Abgeordneten dankten allen Helferinnen und Helfern im Namen der Fraktion für Ihren "großartigen Hilfseinsatz" und sicherten ihnen Unterstützung der Landespolitik zu. Der Besuch brachte gute wie schlechte schlechte Nachrichten: Anders als ursprünglich befürchtet, ist die Jagst ist trotz des verheerenden Löschwassereintrags mit fischtoxischem Ammonium ökologisch nicht tot. Das habe eine erste Bestandsaufnahme der Kleinlebewesen wie Fliegen und Krebse des Flusses ergeben, berichtete die Gewässerökologin Renate Semmler-Elpers von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in Karlsruhe. Eine traurige Nachricht überbrachten die Vertreter der Fischereivereine: durch das unkontrollierte Auslaufen des mit Ammonium verseuchten Löschwassers sind in der Jagst 16,4 Tonnen Fisch qualvoll verendet. "Wir Fischereivereine stehen vor dem Aus, wenn wir keine Hilfe bekommen", betonte Rolf Zieffle, Vorsitzender des Sportfischervereins Eckartshausen. Das Gespräch mit dem Haller Vize-Landrat Michael Knaus, Vertretern von Feuerwehr und THW, Fischereiwirtschaft und der Kommunalpolitik wurde vom örtlichen Bundestagsabgeordneten Harald Ebner kurzfristig organisiert. 

 

Nach ersten Schätzungen der Fischereiwirtschaft leben in der Jagst mindestens 25 Fischarten, darunter die seltene Flussbarbe, die Mühlkoppe sowie die Nase. Unter den getöteten Fischen fanden die Angler auch einen rund 1,20 Meter langen Graskarpfen (Weißer Amur). "Wir hätten es selbst nicht für möglich gehalten, was für für ein Artenreichtum in unserer Jagst herrscht", sagte der Erste Landesbeamte Michael Knaus. Das Landratsamt des Kreises Schwäbisch-Hall habe alles getan, um die Betroffenen schnellstmöglich zu informieren. "Nur wir konnten nicht einmal alle Fischpächter erreichen, weil uns viele Adressen gar nicht vorgelegen haben", bedauerte Knaus. Die Landtagsabgeordneten unserer Fraktion sicherten den Betroffenen Ihre Unterstützung zu: "Wir sind nicht gekommen, um Schuldzuweisungen zu betreiben, sondern ihnen unsere Solidarität zu bekunden", sagte Daniel Renkonen, Sprecher des Arbeitskreises Umwelt/Energie. Die Abgeordneten halten es für besser, die Untersuchungen der Fischereiforschungsstelle in Langenargen sowie der LUBW zum Fischbestand abwarten, bevor weitere Maßnahmen diskutiert werden.

 

Bernd Murschel, Sprecher des Arbeitskreises Ländlicher Raum, hält eine Diskussion über die Gefahrenlage an der Jagst für sinnvoll - für mögliche ähnliche Schadensfälle. "Die wassergefährdenden Düngemittel und Pestizide ohne hinreichenden Schutz in der Nähe von Fließgewässsern waren hioer das Hauptproblem." Thomas Marwein, Wasserexperte der Fraktion, verwies auf das novellierte Wassergesetz. Danach dürften in den fünf Meter breiten Gewässerrandstreifen keine Düngemittel verwendet und gelagert werden. "Diese Gesetzesänderung haben wir extra zum Gewässerschutz beschlossen", so Marwein.