Soziales und Gesellschaft

"Zutrauen und befähigen"

©Jens Büttner/dpa-Bildfunk

Was tut die Landesregierung zur Bewältigung des demographischen Wandels? Wir wollen, dass die Menschen in Baden-Württemberg in jedem Alter würdevoll und selbstbestimmt leben können. Deshalb fördern wir professionelle Pflegeangebote und unterstützen Familien, die ihre Angehörigen pflegen. Vor Grün-Rot gab es nur die Alternative Heim oder Häuslichkeit. Wir setzen auf Flexibilität. Unser Wohn- und Teilhabegesetz ermöglicht eine bisher nie dagewesene Vielfalt an neuen Wohnformen für pflegebedürftige Menschen – bis hin zur ambulant betreuten Senioren-WG. Getreu unserem Grundprinzip „Zutrauen und befähigen“ verbessern wir die Rahmenbedingungen für Verantwortungsgemeinschaften in lebendigen Quartieren. Unser Ziel ist ein Sozialraum, in dem  ehrenamtliche Strukturen und professionelle Pflege zusammenwirken. Dabei sollen engagierte BürgerInnen darin unterstützt werden, diesen Raum so zu gestalten, dass ältere Menschen in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können. Das schließt auch Menschen mit ein, die an Demenz erkrankt sind. Es gibt bereits viele tolle Modellprojekte, die in einem Dorf oder in Stadtteilen Anlaufstellen gerade für ältere MitbürgerInnen geschaffen haben. Damit diese in weitere Gemeinden und Stadtteile übernommen werden können, haben wir eine landesweite Fachstelle ambulante unterstützte Wohnformen (FaWo) eingerichtet. Sie bietet Unterstützung und Beratung beim Aufbau neuer Projekte. Wie hat Grün-Rot in die Infrastruktur des Gesundheitswesens investiert? Die CDU hat im Bereich der medizinischen Versorgung zu wenig investiert und eine Lücke von 1,3 Milliarden Euro hinterlassen. Diese haben wir in den letzten Jahren auf nur noch 213 Millionen Euro reduziert. Wir haben zum Beispiel das Volumen des Jahreskrankenhausbauprogrammes von 185 Millionen vor dem Regierungswechsel auf heute 255 Millionen Euro für 2016 erhöht. Außerdem erhalten die Krankenhäuser 2015/2016 nahezu 900 Millionen Euro für Investitionen. Die CDU-Regierung hat in ihrem letzten Doppelhaushalt nur 677 Millionen Euro bereitgestellt. Durch unsere umfassende Förderung werden alle beantragten und baureifen Projekte durch das Land unterstützt. Das ist wichtig, weil die Investitionsförderung dazu beiträgt, dass die Kliniken nicht z.B. bei den Personalkosten sparen, um das Geld in Infrastruktur umzuleiten. Ein Ziel von Grün-Rot ist es, für alle Menschen im Land eine wohnortnahe Grundversorgung zu gewährleisten. Dabei sollten wir neben den Kliniken verstärkt die Nachsorge durch niedergelassene Ärzte und Anbieter von Pflege und ambulanter Versorgung in den Blick nehmen. Mit einem Modellprojekt erforschen wir aktuell, wie wir diese sinnvoll in eine dann umfassende Versorgungsplanung einbeziehen. Wir wollen flächendeckend ein umfassendes, den Bedürfnissen entsprechendes Gesamtangebot gewährleisten. Außerdem hat das Land die Einrichtung von kommunalen Gesundheitskonferenzen unterstützt. Diese dienen als Plattform, auf der sich alle medizinischen Akteure vernetzen können. Sie arbeiten in drei Viertel der Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs. Wie will Grün-Rot die Gesundheitsfachberufe aufwerten? Wir investieren in die Zukunft der Gesundheits- und Pflegeberufe, indem wir Studienangebote schaffen. In einem ersten Schritt haben wir dazu 2 Millionen Euro für neue Plätze an Hochschulen bereitgestellt. Die Studiengänge werden mit der Medizinerausbildung verzahnt. Denn wenn ÄrztInnen, Pflegekräfte, Hebammen, Physio- und ErgotherapeutInnen teilweise eine gemeinsame Ausbildung durchlaufen, werden sie später auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Die einzelnen Fachkräfte können dann in ihrem Bereich eigenständig diagnostizieren und behandeln. Dies wertet nicht nur die Gesundheits- und Pflegeberufe auf, sondern wirkt sich ganz konkret auf die Versorgung der Menschen im Land aus. Wenn zum Beispiel eine studierte Fachkraft in einer Pflegestation auf dem Land einen Patienten mit Atembeschwerden hat, kann sie direkt reagieren und die Atemunterstützung einsetzen. Sie kann so dank ihres größeren Kompetenzbereichs eine Diagnose stellen, die sonst erst ein Arzt am nächsten Tag hätte stellen dürfen. Dieser Ansatz entlastet also die ÄrztInnen und bringt den PatientInnen schneller die Hilfe, die sie benötigen.
In der Pflege streben wir einen Akademisierungsgrad von 10 bis 20 Prozent an, bei den PhysiotherapeutInnen und den Hebammen eine vollständige Akademisierung.