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Mehr Prävention gegen Radikalisierung

Foto: Marijan Murat/dpa

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Laut einem dpa-Bericht wird in Zeiten von Attentaten und Anschlägen vor allem eine angemessene Präventionsarbeit für Jugendliche wichtig. Das Ziel: Eine Radikalisierung erkennen - und abwenden.

Weinheim (dpa/lsw) - Das Demokratiezentrum Baden-Württemberg fordert ein stärker ausgebautes regionales Frühwarnsystem, um eine Radikalisierung Jugendlicher rechtzeitig zu erkennen. «Viele kleine Puzzleteile können einen Hinweis darauf geben, dass jemand anfängt, sich zu radikalisieren», sagte der Landeskoordinator Günter Bressau der Deutschen Presse-Agentur. «Wir brauchen noch mehr Präventionsangebote, die nicht erst greifen, wenn Anschläge wie jetzt in Bayern stattgefunden haben.» 

An diesem Mittwoch wird eine neue Beratungsstelle des Demokratiezentrums in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) eröffnet. Im Fokus steht hier Präventionsarbeit für Jugendliche, damit sie nicht in die Radikalisierung abrutschen. Angesiedelt ist die Einrichtung beim Stadtjugendring. In Weinheim hat die rechtsextreme NPD mehrmals ihren Bundesparteitag abgehalten.

«Die jüngsten Gewalttaten in Würzburg, München und Ansbach stellen leider traurig unter Beweis, wie wichtig Präventionsarbeit in unserer Gesellschaft ist», erklärte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (Grüne). «Dabei geht es beispielsweise darum, junge Menschen im Umgang mit Medien zu bilden, sie vor Radikalisierungstendenzen zu schützen und zu sensibilisieren sowie sie gegen Mobbing zu stärken.»

Bressau zufolge gibt es bereits 21 regionale Anlaufstellen des Demokratiezentrums im Südwesten. Die Einrichtung in Weinheim sei die erste, die sich nicht nur mit Rechtsextremismus befasse, sondern auch religiös motivierten Extremismus in den Blick nehme. Zudem sei sie kommunal und damit noch näher dran an den Jugendlichen. Die Arbeit werde aus Bundesmitteln und vom Land Baden-Württemberg gefördert.

Viele Jugendliche radikalisierten sich nicht zuallererst aus religiösen Gründen, sondern weil sie das Gefühl hätten, in der Gesellschaft mit demokratischen Mitteln nichts bewirken zu können, sagte Bressau. Sie seien oft ausgegrenzt worden oder hätten Versagenserfahrungen gemacht. «Eine zu schnelle Einordnung, dass jemand Islamist ist, halte ich für schwierig. Oft geht es vielmehr um persönliche Hassgefühle.»

Präventive Jugendarbeit müsse vorher ansetzen und Jugendliche daran hindern, sich nutzlos und wirkungslos zu fühlen. «Man muss ihnen zeigen, dass sie Wirkung entfalten können, wenn sie sich beteiligen an gesellschaftlichen Prozessen.»