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"Windkraft soll 10 Prozent unserer Energie erzeugen"

Landschaftserhaltungsverbände bringen Interessenvertreter aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen an einen Tisch.

©Uli Deck/dpa

Warum legen die Grünen so viel Wert auf den Ausbau der Windenergie? Windkraft ist ein unerlässlicher Bestandteil der Energiewende. Der Klimawandel ist eines der größten Probleme unserer Zeit und stellt eine massive Bedrohung der Lebensgrundlage von Milliarden Menschen dar. Die einzige Lösung ist die Abkehr von Kohle und Gas und der entschlossene Einsatz erneuerbarer Energien. Atomkraft ist als Hochrisikotechnologie keine Option. Darum hat die grün-rote Koalition im Jahr 2013 das Klimaschutzgesetz beschlossen. Es garantiert den Beitrag Baden-Württembergs zur Begrenzung des Klimawandels und damit einer lebenswerten Zukunft für Mensch und Umwelt. Wir wollen den CO2-Ausstoß in den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft bis zum Jahr 2020 um 25 Prozent senken. Bis zum Jahr 2050 soll der Energieverbrauch zu 80% aus Erneuerbaren wie Solar, Wasser- und Windkraft gedeckt werden. Als Teilziel soll deshalb bis 2020 mindestens 10% des im Land benötigten Stroms durch heimische Windkraftanlagen erzeugt werden. Damit tun wir nicht nur was für den Klimaschutz, sondern unterstützen auch die heimische Wirtschaft. Durch die hohen Investitionen in Windkraft und andere alternative Technologien, verspricht Baden-Württemberg Modellregion für innovative Unternehmen und qualifizierte Fachkräfte zu werden. Warum bezieht Baden-Württemberg nicht einfach sauberen Strom aus Norddeutschland? Um im großen Stil Strom aus dem windstarken Norden in die stromverbrauchsintensiven Wirtschaftszentren im Süden transportieren zu können, werden groß angelegte Stromtrassen benötigt. Strom über diese weiten Strecken zu transportieren ist jedoch zwangsläufig mit Verlusten verbunden weshalb einige neue, verlustarme „Stromautobahnen“ von Nord nach Süd errichtet werden. Der lokale Landschafts- oder Artenschutz stellt dabei ein nicht zu vernachlässigendes Konfliktpotential dar. Das Ziel ist deshalb die Stromtrassen auf das Nötige zu begrenzen und durch Stromerzeugung im Land die Versorgungssicherheit zu stärken. Die Befürchtung, Baden-Württemberg wäre als Binnenland für die Stromerzeugung durch Wind gänzlich ungeeignet, wurde durch den Bau von über 50 neuer Windkraftanlagen im Jahr 2015 und weiterer 100 genehmigter Anlagen erfolgreich widerlegt. Möglich wurde das mit der Novelle des Landesplanungsgesetzes im Jahr 2012 durch das Umweltministerium und die damit verbundene Aufhebung der jahrelangen Windkraftblockade der Vorgängerregierung. Investoren – darunter viele Bürgergenossenschaften – sichern von Beginn an mit länger angelegten Windmessungen ab, ob sich ihre angedachten Projekte wirtschaftlich tragen. Windkraftanlagen, so wie andere Formen dezentraler Energiegewinnung tragen übrigens enorm zur lokalen und regionalen Wertschöpfung bei. Durch örtliche Energiegenossenschaften können Bürger an Investition und Gewinn beteiligt werden, die Kommunen profitieren durch Gewerbesteuer oder Pachterträge und Handwerksbetriebe vor Ort können die Instandhaltung übernehmen.  Was tut Grün-Rot, um Konflikte rund um Windkraftanlagen zu vermeiden oder zu schlichten? Es ist vollkommen klar, dass Windkraftanlagen nicht im Hau-Ruck Verfahren aus dem Boden gestampft werden dürfen. Sowohl was Natur- und Artenschutz angeht, als auch was Befürchtungen von Anwohnern angeht, ist eine hohe Sensibilität gefragt. Für Natur- und Artenschutz gelten in Baden-Württemberg strenge Regeln, die durch den Ausbau der Windkraft nicht abgeschwächt werden. Gezielte Planungs- und Genehmigungsverfahren, sowie die sorgfältige Auswahl und Prüfung von Standorten, gewährleisten den Artenschutz und die Sicherheit von Vögeln und Fledermäusen. Windkraftnutzung in Wäldern ist nur durch Ausgleichsmaßnahmen möglich, die den Eingriff in die Natur kompensieren. Doch auch die Anwohner müssen bei der Standortbestimmung mit ins Boot geholt werden. In der Planung muss immer auch die Lebensqualität der Anwohner eine Rolle spielen. Regionalplanung und Bürgerdialog schaffen die Voraussetzungen, um geeignete Standorte zu finden.