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Menschlich, unbürokratisch und günstiger: Studie bestätigt grüne Forderung nach Gesundheitskarte für Flüchtlinge

Von Sönke Möhl, dpa Heidelberg: Eine reguläre medizinische Versorgung von Asylsuchenden ist nach einer Studie günstiger als ein eingeschränkter Zugang zum Gesundheitssystem. Zu dem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universitätsklinik Heidelberg und der Universität Bielefeld nach der Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes, wie sie am Donnerstag mitteilten. Demnach lagen die Kosten für Asylsuchende mit eingeschränktem Zugang zum Gesundheitssystem in den Jahren 1994 bis 2013 um durchschnittlich 376 Euro im Jahr oder rund 40 Prozent höher als bei Asylsuchenden, die bereits Anspruch auf Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung hatten. Die Studie wurde online in der Fachzeitschrift «Plos One» veröffentlicht (Mittwoch). Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz werden Asylsuchende in den ersten 15 Monaten nur behandelt, wenn sie akut krank sind, Schmerzen haben oder eine Behandlung unaufschiebbar ist. Ausnahmen sind die Länder Bremen und Hamburg. Dort erhalten sie ohne Wartezeit eine Gesundheitskarte. Die Autoren der Studie, Kayvan Bozorgmehr vom Universitätsklinikum Heidelberg und Oliver Razum von der Universität Bielefeld, plädieren für eine frühe Anbindung an die Regelversorgung. Das sei nicht nur ethisch geboten. Denn Parallelsysteme seien teuer und ineffizient. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im grün-rot regierten Baden-Württemberg, Edith Sitzmann, nahm die Studie zum Anlass, beim Bund eine entsprechende Gesetzesänderung anzumahnen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) habe dazu auf dem Flüchtlingsgipfel der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten im Juni seine Zusage gegeben. «Wir brauchen eine schnelle Lösung», forderte Sitzmann. «Wir wollen nicht, dass jemand mit Schmerzen erst beim Amt einen Arztbesuch beantragen muss. Eine Abkehr von der bisherigen Praxis würde auch die Verwaltung entlasten. Baden-Württemberg könnte das erste Flächenland sein, dass eine Gesundheitskarte an Asylsuchende ausgibt», sagte die Fraktionschefin. Weitere Informationen zur Studie