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"Ich fühle mich hier wirklich respektiert, gar nicht wie ein Fremder."

Junge Flüchtlinge und ehrenamtlich engagierte Jugendliche und Erwachsene des Vereins „Interchange“ aus Böblingen besuchten den Landtag.

Fraktion

Junge Flüchtlinge und ehrenamtlich engagierte Jugendliche und Erwachsene des Vereins „Interchange“ aus Böblingen besuchten den Landtag. Für die Flüchtlinge war es eine neue Erfahrung, dass Politiker sich für ihre Lebenssituation interessieren. Sie stellten viele Fragen zum Thema Integration und kultureller Austausch sowie allgemein zum politischen System Deutschlands. Mit ihnen diskutierten Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch und die grüne Landesvorsitzende Thekla Walker, sowie der Landtagsabgeordnete Bernd Murschel. Wir hatten danach die Möglichkeit, mit einigen der jungen Migranten über den Besuch und ihre Erfahrungen zu sprechen. Sherko Mardini, 24 Jahre, Damaskus, Syrien Ich freue mich sehr darüber, wie viel Arbeit und wie viel Hilfe in Deutschland  für Flüchtlinge geleistet wird. Man merkt, dass die Menschen sich tatsächlich für uns interessieren. Wir konnten Fragen stellen und unsere Sicht auf die Flüchtlingskrise zeigen. Mir fällt auf, dass in Europa viel zu wenig über die Ursachen für die vielen Flüchtlinge gesprochen wird. In Syrien herrscht Krieg. Doch Europa oder die Vereinten Nationen hätten schon viel früher etwas dagegen tun können. Ich interessiere mich sehr für Politik. In Syrien sprechen alle von Geburt an über Politik. Man darf es nicht und genau deshalb ist es so wichtig. Ich glaube wenn die Menschen uns besser kennen lernen könnten, würden sie schnell merken, dass die meisten Syrer ganz ähnlich sind wie die Deutschen. M. Fahim Zazai, 27 Jahre, Provinz Paktia, Afghanistan Das war ein sehr netter Besuch. Ich habe dabei viel über die Politik in Deutschland und den Umgang mit der Flüchtlingskrise gelernt. Man merkt, dass die Menschen hier die Dinge wirklich besser machen wollen. Ich komme aus Afghanistan, habe Wirtschaft studiert und für ein Institut gearbeitet, dass die Demokratie in Afghanistan fördern soll. Mir ist aufgefallen, dass das politische System hier in Deutschland viel fortgeschrittener ist. Vor allem ist es säkular. Das finde ich sehr wichtig. In Afghanistan gibt es keine wirkliche Trennung zwischen Staat und Religion, was zu vielen Problemen führt. Ich hoffe, dass mein Asylantrag genehmigt wird, denn ich würde sehr gerne hier in Deutschland arbeiten und Steuern zahlen. Ich will für eine saubere Umwelt und eine bessere Gesellschaft weltweit arbeiten. Ich hoffe, dass irgendwann alle Menschen in Frieden zusammen auf unserer Erde leben. Wissam Ibrahim, 25 Jahre, Mossul, Irak Es waren heute sehr nette Menschen hier. Es ist toll, dass wir das Parlament und andere Gebäude der Politik betreten und mit Politikern sprechen können. Das ist unvorstellbar im Irak. Man muss Angst haben, dass man getötet wird, wenn man sich staatlichen Gebäuden nähert. Und die Politiker, sind unnahbar. Sie fühlen sich so groß, aber interessieren sich nicht für die Menschen. Hier hat man alle unsere Fragen beantwortet. Es war eine richtig freundschaftliche Atmosphäre. Bevor ich mit meinem Vater und meiner Mutter nach Deutschland gekommen bin, habe ich im Bereich Fotografie und Design gearbeitet. Aber als der IS kam, mussten wir alles zurücklassen. Ich hatte nur die Klamotten, die ich getragen habe. Viele meiner Verwandten sind noch dort. Ich will allen Leuten in Deutschland danken, dass sie ihr Land und ihre Dinge mit uns teilen. Ich fühle mich hier wirklich respektiert, gar nicht wie ein Fremder.