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„Der ländliche Raum macht unsere Stärke aus“

Schwäbische Alb - Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Nachhaltiger Tourismus und Landwirtschaft, Breitband für die Betriebe - wir stärken den ländlichen Raum

Foto: Jürgen Fälchle / Fotolia.com

Warum legt die Landespolitik einen so starken Fokus auf den ländlichen Raum?

Baden-Württemberg ist geprägt von lebenswerten ländlichen Räumen. Die Vielfalt unserer ländlichen Regionen macht  unsere  große Stärke aus. Die Menschen fühlen sich auf dem Land zu Hause, ein innovativer Mittelstand und viele Weltmarktführer findet man in Baden-Württemberg weit weg von den Metropolregionen. Das unterscheidet unser Land von anderen Regionen Deutschlands. Lebensqualität, sichere Arbeitsplätze,  eine hochwertige Infrastruktur verbunden mit vorsorgendem Umweltschutz sind die Garanten zum Erhalt der Kulturlandschaften und Ziel unserer Politik für den Ländlichen Raum.

Wie funktioniert das in der Praxis?

Der Trend zur Abwanderung in die Städte verlangsamt sich.  Das Gros der Bürgerinnen und Bürger schätzt die Vorteile und die Lebensqualität ländlicher Räume. Allerdings bedarf es einer funktionierenden Infrastruktur bei Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitsversorgung und Mobilität, um attraktive Räume zu erhalten. Schnelles Internet in der Fläche ist unverzichtbar. Dafür hat sich Grün-Rot seit Beginn der Legislatur eingesetzt. Bereits jetzt können über 70 Prozent der Haushalte (und Betriebe) im Land mit 50 MBit/s surfen. Um diesen Spitzenplatz weiter auszubauen, haben wir die Haushaltsmittel für den Breitbandausbau in Baden-Württemberg auf 31,7 Mio. Euro pro Jahr verdreifacht. Hinzu kommen Mittel aus weiteren Töpfen, sodass bis 2018 mehr als 250 Millionen Euro zur Verfügung stehen - sechs Mal mehr als zu Beginn der grün-roten Regierung 2011.

Das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) haben wir gezielt auf Herausforderungen wie den Erhalt lebendiger Ortskerne und den demografischen Wandel zugeschnitten. Mit dem Programm LEADER ermöglichen wir Regionalentwicklung von unten: Bürger*innen, Vereine und Verbände können in jetzt 18 LEADER-Aktionsgruppen die Zukunft ihrer Heimat mitgestalten. Mit dem Programm „Spitze auf dem Land“ fördern wir bis 2020 gezielt kleine und mittlere Unternehmen, die das Potenzial zur Technologieführerschaft haben.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist die Landwirtschaft – wie kann speziell dieser Bereich besser gefördert werden?

Das Land hat die Förderprogramme neu gestrickt und hat – trotz sinkender Mittel von EU und Bund – von 2015 bis 2020 30 Millionen Euro mehr zur Verfügung gestellt. Für diese Ausgangslage hat das Land hart und erfolgreich verhandelt. Wir richten unsere Förderung an nachhaltigen Kriterien aus. Unsere kleinen, familiengeführten Betriebe haben auf dem Weltmarkt für konventionelle Lebensmittel wenig Chancen im internationalen Wettbewerb. Ihre Zukunft liegt in der Produktion hochwertiger  Lebensmittel in regionalen Märkten sowie im Biosegment. In Zeiten globalisierter Märkte steigen die Ansprüche der Verbraucher hinsichtlich Transparenz und Herkunft ihrer Lebensmittel. Das zeigt die wachsende Nachfrage nach regionalen und Bioprodukten. Unsere Ziele sind klar: Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft, Förderung von Agrarumweltmaßnahmen und Landschaftserhalt.

Die Landesregierung hat sich vehement für eine Umverteilung der EU-Mittel zugunsten gesellschaftlicher Leistungen und zugunsten kleinerer Betriebe eingesetzt. Kleine und mittlere Betriebe bekommen jetzt einen Zuschlag auf die ersten 46 Hektar. Von dieser Änderung werden in Baden-Württemberg bis 2020 rund 90 Prozent der Betriebe profitieren. Entgegen des Bundestrends bekommen viele Familienbetriebe in Baden-Württemberg damit in der neuen EU-Förderperiode sogar mehr Direktzahlungen als bisher.

Gleichzeitig schichten wir mehr öffentliche Mittel in Bereiche um, die Leistungen für die Allgemeinheit erbringen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Flächen bewirtschaftet werden, die zwar wenig Ertrag bringen, aber dafür eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Den Umstieg auf den Ökolandbau unterstützen wir mit mehr Mitteln, da er dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu Gute kommt. Konkret bedeutet das ein höheres Einkommen für die Betriebe, die sich für unsere Kulturlandschaft, die Artenvielfalt und damit auch den Klimaschutz einsetzen.