Umwelt und Naturschutz

Rösler: Schutz der biologischen Vielfalt

Den Artenschwund stoppen – dies ist das Ziel der Weltnaturkonferenz in Kanada. Zum Abschluss wurden dazu Beschlüsse gefasst. Auf Worte müssen Taten folgen, kommentiert Markus Rösler, der Sprecher für Naturschutz, die Entscheidungen in Montreal.

„Die Bewahrung der biologischen Vielfalt und ihrer Leistungen fürs Ökosystem sind elementar wichtig für unser Leben auf der Erde. Naturschutz ist daher genauso wie Klimaschutz ein herausragendes, existenzielles Interesse der ganzen Menschheit“, sagt Rösler am Dienstag in Stuttgart. Jedoch: „In der Geschichte der Weltnaturkonferenz ist es bislang nie gelungen, beschlossene Ziele zum Schutz der Biodiversität auch umzusetzen. Das muss dieses Mal anders laufen!“ Er kritisiert fehlende „messbare Ziele“, die den Biodiversitätsverlust weltweit - insbesondere infolge von Landwirtschaft und Handel - aufhalten können.
Die Hauptpunkte der Beschlüsse sind unter anderem, dass 30 Prozent der Meeres- und Landflächen bis 2030 unter Schutz gestellt werden. Zudem soll mehr Geld für den Artenschutz zur Verfügung gestellt und der Einsatz von Pestiziden reduziert werden. Rösler dazu: „Erstmals erkennt die weltweite Staatengemeinschaft an, dass es zu viele finanzielle Subventionen gibt, die zur Naturzerstörung beitragen. Sie strebt an, dies zu ändern.“ Nach Angaben des Bundesamt für Naturschutz betragen artenschutzschädigende Maßnahmen allein in Deutschland jährlich rund 22 Milliarden Euro. „Zusammen mit klimaschädlichen Subventionen im Energiebereich sind es sogar 55 Milliarden Euro – da gibt es dringenden Handlungsbedarf“, so Rösler.

Beim Naturschutz ist BW die Nummer Eins

Ein Herzstück des Abkommens ist das auch von Deutschland und der EU forcierte Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Fläche an Land und in den Meeren unter Schutz zu stellen. „Wichtig ist mir, dass dieser Punkt nicht zum Papiertiger wird. Das bedeutet: Wir müssen alles daran setzen, die Förderung naturnaher Bewirtschaftung von Feuchtgebieten und Grasland voranzutreiben“, sagt Rösler. „In Baden-Württemberg gehen wir beim Schutz der biologischen Vielfalt vorbildlich voran. Im nächsten Doppelhaushalt unterstützen wir Landwirte noch stärker, die auf naturnahe Weise Feuchtwiesen und artenreiche Blumenwiesen bewirtschaften – diese sind das Rückgrat der biologischen Vielfalt bei uns im Land. Im Jahr 2024 stellt das Land für Naturschutz allein im Bereich des Umweltministeriums rund 115 Millionen zur Verfügung. Damit stehen wir im Länderranking auf Platz 1 – und diese Topposition wollen wir erhalten. Unsere Erfolgsformel im Südwesten ist: Wir setzen auf die Kooperation von Naturschutz mit Landwirtschaft. Denn für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt benötigen wir Landwirte und Schäfer und ihre Arbeit in Feuchtwiesen, Streuobstwiesen und Wacholderheiden.“  

Folgende Zielvorgaben des Abkommens sind formuliert:

- Mindestens 30 % der Landflächen, Binnengewässer, Küstengebiete und Ozeane der Welt werden effektiv erhalten und bewirtschaftet. Schwerpunkt liegt dabei auf Gebieten von besonderer Bedeutung für Biodiversität und Ökosysteme.

- Mindestens 30 % der geschädigten Land-, Binnengewässer sowie Küsten- und Meeresökosysteme sind renaturiert oder auf dem Wege, dieses zu werden.

- Der Verlust von Gebieten mit hoher Biodiversität, einschließlich Ökosystemen mit hoher ökologischer Integrität, wird auf nahe Null reduziert

- Überschüssige Nährstoffe sowie das Gesamtrisiko, das von Pestiziden und hochgefährlichen Chemikalien ausgeht, wird um die Hälfte reduziert

- Subventionen, die der Biodiversität schaden, werden bis 2030 schrittweise abgeschafft oder reformiert. Aktuell belaufen sich diese auf mindestens 500 Milliarden Dollar im Jahr.

- Mindestens 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr werden bis 2030 durch nationale und internationale Finanzierung für die Biodiversität mobilisiert.