Pix: Dem Wald geht das Wasser aus

Stuttgart - Wenn wir unseren Wald klimafest machen wollen, braucht es auch beim Thema Wasserhaushalt eine grundlegende Richtungsänderung, fordert der waldpolitische Sprecher der Fraktion Grüne, Reinhold Pix, anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichts und des Waldbrandberichts 2022 am Montag in Stuttgart.

„Denn: Ohne Wasser gibt es keinen Wald“, sagt Pix weiter. „Der Wasserhaushalt im Wald ist vor allem ein durch menschliches Handeln gestörtes System.“ Häufige Trockenheit, Dürresommer und Extremwetterereignisse stören dieses in Zeiten des Klimawandels zusätzlich. Wir entziehen dem Wald systematisch Wasser – zum Beispiel durch Entwässerungsgräben und falsche forstwirtschaftliche Ansätze. Auch die massiven Bodenverdichtungen durch schwere Maschinen bedingen eine schlechtere Wasserhaltfähigkeit des Waldbodens, erläutert Pix weiter.

Der Waldexperte der Fraktion Grüne: „Hier brauchen wir dringend einen Bewusstseinswandel und mutige Schritte, zum Beispiel bei den Abständen der Rückegassen – den Gassen, auf denen schwere Maschinen zur Holzernte fahren dürfen. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Waldbesitzer einen Rückegassenabstand von mindestens 40 Metern anwenden. So würde die Bodenverdichtung minimiert werden. Bisher liegt dieser Abstand bei 20 Metern. Hier sehe ich Handlungsbedarf auch beim zuständigen Ministerium.“

Grüne unterstützen Projekte zum Schutz des Waldes im Haushalt 2023/2024

Die Fraktion Grüne unterstützt Projekte, die dem Wald helfen sollen, seine Wasserhaltefähigkeit zu bewahren und zu verbessern. Erfolgreich haben wir uns bei den Verhandlungen für den Landeshaushalt 2023/2024 dafür eingesetzt, dass für entsprechende regionale Modellprojekte im Landschaftsraum Südschwarzwald insgesamt 170.000 Euro eingestellt werden, sagt Pix weiter.

Konkret soll ein Projekt in der Gemeinde Bernau im Naturpark Südschwarzwald unterstützt werden. Alle Maßnahmen sollen zunächst pilothaft auf einer kleinen Wald- und Grünlandfläche umgesetzt werden, so dass der Effekt gegenüber einem Zustand ohne Maßnahmen bewertet werden kann. Pix: „Sind die Effekte dieses Leuchtturms im Südschwarzwald nachweislich positiv, versprechen wir uns ähnliche Aktivitäten auch in anderen Regionen im Land. Ich würde mich freuen, wenn Minister Hauk das Projekt konstruktiv begleitet und eine mögliche landesweite Umsetzung prüft.“

Die einzelnen Maßnahmen sind:

  1. Im Bereich Grünland die Erweiterung und der Neubau von Zisternen
  2. Im Bereich Agroforst das Pflanzen von hangparallelen Baumheckenstreifen und Baumgruppen
  3. Die Anlage von Retentionsgehölzen entlang der Gewässer: Ufergehölzstreifen, Uferbegleitvegetation können Wasser, auch Hochwasser, besser zurückhalten. Naturnahe Gewässer haben ein höheres Retentionsvermögen als bspw. begradigte unnatürliche Gewässerläufe.
  4. Die Anlage von steuerbaren Retentionsbecken in den höheren Hanglagen: Steuerbar heißt in diesem Zusammenhang, dass ein durch Menschen gesteuertes Retentionsbecken mit der gewünschten Menge Wasser geflutet werden kann - ähnlich wie z. B. bei einem Polder-System.