Mobilität

Achterberg: Abbiegeassistenzen für Lkw sind ein wertvolles Hilfsmittel

Stuttgart. Tote Winkel, schlechte Sicht und fehlende Warnsysteme: Rechtsabbiegende Lkw stellen innerorts eine große bis mitunter tödliche Gefahr für den Fuß- und Radverkehr dar. Für ein besseres Sicherheitsgefühl bei Lkw-Fahrern sorgen und auf breite Akzeptanz bei Unternehmen stoßen elektronische Rechtsabbiegeassistenten - auch für Teilnehmer im Fuß- und Radverkehr.

Dieses Ergebnis geht erstmalig aus einer Antwort des Verkehrsministeriums auf Anfrage der Grünen Landtagsfraktion zum Überholvorgang von Lkw im Straßenverkehr hervor, das derzeit im Rahmen eines Feldversuchs von 500 Schwerlastfahrzeugen in Baden-Württemberg erprobt wird.

Gudula Achterberg, Sprecherin für Straßeninfrastruktur der Grünen Landtagsfraktion, ist erfreut über die Zufriedenheitswerte der Feldstudie und sagt: „Jeder einzelne Unfall bei Rechtsabbiegern im Straßenverkehr ist einer zu viel. Abbiegeassistenzen für Lkw sind ein wertvolles technisches Hilfsmittel, um die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger auf der Straße besser gewährleisten zu können.“

Hohe Zustimmung: Unternehmen wollen in Rechtsabbiegeassistenten investieren

Mehr als 80 Prozent der studienteilnehmenden Unternehmen möchten nach Angaben des Verkehrsministeriums in die Technologie investieren – entweder als Nachrüstung oder direkt beim Kauf von Neufahrzeugen. Ein gleicher prozentualer Anteil der befragten Fahrradverkehrsteilnehmer würde eine verpflichtende Einführung der Abbiegeassistenzen für ein sichereres Fahrempfinden auf der Straße begrüßen. 63 Prozent der Berufskraftfahrer gaben an, sie hätten eine „kritische Verkehrssituation“ erlebt, die durch einen sogenannten „toten Winkel“ hervorgerufen wurde.

Grünen Landtagsabgeordneter und Sprecher für Fuß- und Radverkehr Hermino Katzenstein sagt: „Ich appelliere an die Unternehmen und die öffentliche Hand, dass Lkw in den aktuellen Bestandsflotten mit Abbiegeassistenten nachgerüstet werden. Zudem brauchen wir als eine weitere Sicherheitsmaßnahme an Verkehrskreuzungen mehr Aufstellflächen als Sicherheitszonen für den Radverkehr, damit Radfahrer an der Ampel für Lkw besser sichtbar sind.“

Schritttempo beim Rechtsabbiegen: Bund setzt erstes wichtiges Zeichen 

Mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO § 9 Absatz 6) hat der Bund bereits eine wichtige Maßnahme zur Verkehrssicherheit auf den Weg gebracht: Seit April 2020 sind Lkw auch in Baden-Württemberg verpflichtet innerorts beim Rechtsabbiegen Schrittgeschwindigkeit zu fahren, wenn im unmittelbaren Bereich mit Rad- oder Fußverkehr zu rechnen ist. Baden-Württemberg leistet seit 2017 einen aktiven Beitrag zur Unterstützung des Radverkehrs, indem das Land Musterlösungen für Kommunen bei der Verkehrsplanung anbietet. 

Sprecher für Fuß- und Radverkehr Hermino Katzenstein sagt: „Mit den Musterlösungen bieten wir unseren Kommunen ein wichtiges Instrument für die Verkehrsplanung rund um das Thema Fahrradsicherheit. Wir müssen aber noch mehr aufklären: Deshalb erwarte ich, dass zukünftig in mehr Städten und Gemeinden Kontrollen durch die Polizei erfolgen. Wichtig wäre auch, dass wir die statistische Lücke bei allen Abbiegeunfällen schließen. Denn: Aktuell wird bei der Unfallaufnahme nicht unterschieden, ob im Fahrzeug ein Abbiegeassistent vorhanden war – oder nicht.“