Mobilität

Auf den Spuren des Nudelzugs

Grüne Verkehrspolitiker*innen auf Klausur in und rund um Ulm

Die Donaustadt Ulm und ihre Umgebung sind für eine zukunftsfähige, klimaverträgliche Mobilität ein spannender Ort. Davon haben sich die Verkehrsausschussmitglieder der Fraktion Grüne im Landtag bei ihrer Klausur am 8. und 9. Dezember überzeugt. Sowohl für den Personennahverkehr als auch für die Güterlogistik und Lkw der Zukunft gibt es viel zu entdecken.

Auf Einladung des Wahlkreisabgeordneten Michael Joukov ging es zuerst in die FIBA (Fahrzeuginstandhaltungs, -behandlungs und –abstellanlage) der DB Regio. In der FIBA wird eine Vielzahl von Zugbaureihen gewartet, die für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in weiten Teilen von Baden-Württemberg genutzt werden. Einst für Dieselfahrzeuge gebaut, steht die FIBA mit der fortschreitenden Elektrifizierung des Schienenverkehrs vor neuen Herausforderungen und in einem harten Kampf um Fachkräfte in einer boomenden Region. Die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der vom Land bestellten Fahrzeugkapazitäten ist eine zentrale Voraussetzung für einen Qualitäts-SPNV. „Wenn ein Eisenbahnunternehmen den Vergabewettbewerb um ein SPNV-Netz gewinnt, dann muss auch sichergestellt sein, dass die dafür notwendigen Züge einsatzbereit sind und die Werkstätten funktionieren,“ so Silke Gericke, die verkehrspolitische Sprecherin. „Wir haben Verständnis für die komplizierte Lage der FIBA gewonnen. Die Performance muss aber deutlich besser werden als in den letzten Monaten. Das sind wir den Fahrgästen im Land schuldig.“

Im Anschluss stand ein Besuch bei der Verkehrssparte der Stadtwerke Ulm (SWU) auf dem Programm. Die SWU Verkehr feiert große Erfolge mit der 2018 in Betrieb gegangenen Straßenbahnlinie 2, die nicht nur die Wissenschaftsstadt mit Universität, Kliniken und High Tech-Firmen auf dem Eselsberg, sondern auch den größten Berufsschulstandort auf dem Kuhberg mit dem Hauptbahnhof und der Innenstadt verbindet. Kein Wunder, dass die SWU engagiert an einer zusätzlichen Linie 3 arbeiten, die dann über die Donau führen und die Nachbarstadt Neu-Ulm an das Netz der „Strambe“ anbinden wird. Aber auch für die SWU gelten die gleichen Probleme wie für andere ÖPNV-Unternehmen im Land: Preissteigerungen bei den Treibstoffen, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und Fachkräftemangel machen die Organisation der Verkehre nicht einfacher. Dabei steht auch Ulm vor neuen Herausforderungen wie der Elektrifizierung der Busverkehre.

Der Winter war am Nachmittag auf der Dornstadter Alb beim Besuch des DUSS-KV-Terminals deutlich zu spüren. Das Terminal-Team lässt sich aber auch von Minusgraden nicht am zuverlässigen Umschlag der Container vom Lkw auf den Zug und zurück abhalten. Wie wichtig das Dornstadter KV-Terminal verdeutlicht der „Nudelzug“, der dreimal pro Woche Pasta, Saucen und andere Leckereien aus Italien bringt. Und was wäre das Leben ohne Pasta?

Wie erfolgreich das Terminal ist zeigen die Ausbauplanungen. Den bestehenden vier Gleisen sollen vier weitere folgen, weil die Nachfrage schon lange nicht mehr befriedigt werden kann. „Mich freut, wie schnell das Terminal wächst“, sagt Michael Joukov. Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist schließlich schon immer eine Prämisse grüner Mobilitätspolitik.

Einen Blick in die unmittelbare Zukunft bot die Besichtigung der Iveco-Nikola-Produktionsanlagen am Nachmittag. Wo im Donautal früher Magirus-Lkw gebaut wurden und heute noch Feuerwehrrüstwagen und Drehleitern von Weltklasse produziert werden, hat Iveco in einem Joint Venture mit US-amerikanischen Partnern von Nikola eine Produktionsstrecke für Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw aufgebaut. In einer fast klinisch reinen Halle laufen die letzten Vorbereitungen für die Markteinführung der Batteriemodelle in 2023.

Neben der Verlagerung des Güterverkehrs ist die Antriebswende für die Lkw auf der Straße ein weiterer Baustein um die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen. „Ich freue mich, dass Iveco-Nikola für die Elektrifizierung ihrer schweren Nutzfahrzeuge einen Standort in Baden-Württemberg gewählt hat. Nur so kann die Transformation unserer Automobilwirtschaft in eine klimaneutrale Zukunft gelingen“, fasst Hermino Katzenstein die Eindrücke der grünen Verkehrspolitiker*innen zusammen.