Neue Fachkräftestrategie

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Uns fehlen Fachkräfte an allen Ecken und Enden.  Die baden-württembergische Wirtschaft ist weiterhin spitze.  Aber: Dass sie Aufträge nicht annehmen können, Investitionen aufschieben müssen oder keine Nachfolge für den Betrieb finden, das berichten mir die Unternehmen jeden Tag.

Schon jetzt sehen laut Bundeswirtschaftsministerium über 50% der Unternehmen die schwierige Fachkräftegewinnung als größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Und der wirkliche demografische Knick erwartet uns noch. Ohne Gegensteuern jetzt wird die Lücke noch viel größer. Wir können uns doch alle darauf einigen: Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind das Fundament für den Wohlstand Baden-Württembergs. Wir wollen unsere Arbeitswelt auf die Bedürfnisse von morgen vorbereiten!

Fachkräftestrategie

Fachkräftegewinnung ist das zentrale Thema für die Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs! Die Gründe für die Fachkräftelücke sind vielfältig. Genauso vielfältig sind die Lösungen.  Meine Fraktion schlägt eine neue Fachkräftestrategie vor.

Eine solche Fachkräftestrategie muss auf drei Säulen stehen:

  1. Ausbildung und Studium stärken,
  2. Strukturelle Voraussetzungen im Inland schaffen und
  3. Zuwanderung erleichtern.

Ausbildung und Studium stärken

Viel zu oft wird mir in der Debatte einfach der Griff zu alten Instrumenten gefordert – also mehr vom Gleichen. An manchen Stellen ist das sogar sinnvoll. Deshalb schaffen wir zum Beispiel 175 neue Studienplätze für Sonderpädagogik.  Aber demografischer Wandel bedeutet, dass wir weniger junge Menschen haben. Das sehen wir an vielen unbesetzten Ausbildungs- und Studienplätzen in relevanten Feldern. Das ist ein Problem. Zur Lösung brauchen wir nicht einfach mehr Plätze, sondern müssen auch schauen, wie wir die offenen Plätze besetzen können. Gleichzeitig wird es nicht ohne die Anwerbung von zusätzlichen Fachkräften gehen. Und wir sollten Hemmnisse abbauen, die in manchen Bereichen gegen unsere eigenen Interessen als Land stehen.

Strukturelle Voraussetzungen im Inland schaffen

Viele Menschen möchten gerne mehr arbeiten. Aber es gibt Strukturen und Zwänge, die sie daran hindern: Fehlende Betreuungsplätze, fehlende Ganztagsangebote, fehlende Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen! Diese Strukturen lassen auffällig oft nicht zu, dass insbesondere Frauen mehr arbeiten. Wenn wir es schaffen den Fachkräftemangel in Betreuung, Bildung und Pflege zu reduzieren, dann reduzieren wir damit auch diese Hindernisse.

Auch bei einer flexiblen, familienfreundlichen Arbeitskultur ist noch viel Potential nach oben. Ob Teilbarkeit von Führungspositionen oder flexible Arbeitszeiten je nach Betreuungssituation - attraktive Arbeitsbedingungen gerade für Menschen mit Familie gehören zum Wettbewerb um Fachkräfte dazu.

Zuwanderung erleichtern

Die dritte Säule einer guten Fachkräftestrategie ist die Erleichterung von Zuwanderung. Es ist viel zu schwierig, Arbeitskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Das sagt man mir in allen Branchen.
Um ein attraktives Land für qualifizierte Einwandererinnen und Einwanderer zu sein, bedarf es eines Umdenkens:  Alle Ebenen der Arbeitsmigration – angefangen von den deutschen Auslandsvertretungen bis hin zu örtlichen Ausländerbehörde – sollen sich als Dienstleister verstehen. Es ist gut, dass die Bundesregierung mit Hochdruck daran arbeitet, diese Verfahren zu beschleunigen.

Unsere Aufgabe ist es, Menschen die zu uns kommen zu unterstützen, ihnen Starthilfe zu geben und sie mit offenen Armen zu empfangen – sonst sind sie weg bevor sie einen Termin im Bürgerbüro erhaschen konnten. Unser künftiges Landesantidiskrimierungsgesetz wird hier ein wichtiger Baustein sein.

Standort-Attraktivität steigern

Alle drei Säulen unserer Fachkräftestrategie eint eins: Wir befinden uns in einem Wettbewerb um die besten Köpfe und Hände. Diesen Wettbewerb gewinnt man nicht nur durch Kampagnen, durch gute Löhne und attraktive Arbeitsplätze. Angehende Studierende und hochqualifizierte Fachkräfte suchen sich ihren Arbeitsort mehr und mehr nach dem Wohnort und seiner Lebensqualität aus.  Baden-Württemberg führt viele Rankings zu lebenswerten Städten an. Unsere Voraussetzungen sind hervorragend. Doch andere Länder holen sukzessive auf. Ich will, dass die Leute sagen: „Nett hier in Berlin, Bangalore oder Boston, aber ich würde viel lieber in Baden-Württemberg leben!“

Der Fachkräftemangel in verschiedenen Berufsfeldern und Tätigkeitsbereichen ist nicht immer gleich gravierend.

Ein Blick auf die Folgeeffekte zeigt: Fehlt Kita- und Pflegepersonal, zwingt das wiederum Menschen mit anderen Berufen dazu, selbst diese Aufgabe zu übernehmen, was sie in Teilzeit oder ganz aus dem Beruf drängt. Solche Effekte müssen wir in den Blick nehmen.  Das hat Priorität für eine kluge Fachkräftestrategie! Unser Ziel ist es, Impulse für eine neue Fachkräftestrategie bei der Regierung einzubringen, damit die Maßnahmen schon in diesem Jahr ihre Wirkung entfalten können. Ich möchte schnelle, unbürokratische und pragmatische Ergebnisse. Weil es um die Zukunft unseres Landes geht!